Zahlungsunfähig! Hertha 06 steigt aller Voraussicht nach aus der Oberliga ab

Der CFC Hertha 06 hat neue Sorgen – und zwar von existenziellem Ausmaß. Der Klub aus Charlottenburg ist insolvent, ein Fall für die Staatsanwaltschaft und im Prinzip der erste Absteiger aus der Oberliga Nord.

Insolvenz ist rechtlich der Oberbegriff für Zahlungsunfähigkeit, auch bei einem gemeinnützigen Verein. Diese ist nun beim CFC Hertha 06 aus der Ober­liga Nord eingetreten. Der Verein, der seine überregionale Aufmerksamkeit seit einem viel diskutierten Fernsehinterview mit dem damaligen Vorstandsmitglied Ergün Cakir erheblich steigern konnte, hat nun neue Sorgen.

Pünktlich zum Winterbeginn am 21. Dezember weht auch für den CFC und seinen Vorstand seit diesem Tag ein kälterer Wind. Nach einem Antrag auf Insolvenz­eröffnung der Gläubiger über das Vermögen des Fünftligisten wurde zunächst anders entschieden: Mangels Masse passiert nicht viel. Der Antrag wurde abgewiesen. So etwas geschieht immer dann, wenn das Vermögen voraussichtlich nicht ausreicht, um die Kosten eines Verfahrens zu begleichen. Gegen die Entscheidung kann eine Beschwerde beim Amtsgericht Charlottenburg eingelegt werden. Die zuständige Staatsanwaltschaft wird in jedem Fall prüfen, ob gegen Vorschriften – beispielsweise Insolvenzverschleppung – verstoßen worden ist.

Wie von anderen Berliner Vereinen in ähnlichen Fällen nicht unbekannt, soll es auch bei Hertha 06 in erster Linie um ausstehende Sozialversicherungsbeiträge für Spieler, Trainer und Angestellte gehen. Auch das Finanzamt verlangt Geld. Zum Jahresanfang äußerte sich etwas konkreter nur ein vor Kurzem ausgeschiedenes Vorstandsmitglied der Charlottenburger: „Bis März wird sich einiges tun. Vorschnell wird sich aber erst einmal nichts ändern. Die Mannschaft macht zum Teil weiter. So war es ja auch bei anderen Berliner Klubs, die in den letzten Jahren Zahlungsschwierigkeiten hatten.“

Fünf, sechs Spieler aus dem Kader seien schon weg, darunter Innenverteidiger Justin Gerlach und Mohamed-Ali El-Ahmar. Aber als „Teammanager“ fungiert wieder das zwischendurch abtrünnige CFC-Urgestein Günther Hartstock. Der teilt mit: „Einige neue Spieler haben seit Dezember den Kader ergänzt.“

Tatsache ist: Wäre ein Insolvenz­verfahren eröffnet worden, wäre der Verein Hertha 06 jetzt schon beinahe als aufgelöst anzusehen. Auch im Ehrenamt beim eingetragenen Verein kann es zu persönlichen und strafrechtlichen Konsequenzen für alle Vorstandsmitglieder führen, falls noch Unstimmigkeiten aufgedeckt werden sollten. Neue Vereinsmitglieder dürfte es nun nach der Insolvenzordnung keine mehr geben.

Eine im Grunde sichere Konsequenz gibt es aber schon: den Abstieg aus der Oberliga. Beim Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) war über die Entwicklung bei Hertha noch nichts bekannt. Der für den Spielbetrieb zuständige Geschäftsführer Till Dahlitz sagte dann auf FuWo-Nachfrage: „Grundsätzlich sind die Vereine verpflichtet binnen zehn Tagen Mitteilung zu machen, wenn Insolvenz beantragt wurde.“ In der Praxis könne aber mehr Zeit verstreichen. Und Paragraph 6 der Spielordnung stellt klar: Ein insolventer Verein, gleich ob ein Verfahren läuft oder der Antrag abgelehnt wurde, wird am letzten Spieltag auf den letzten Platz gesetzt und steigt ab. Seine Ergebnisse werden nicht gewertet. Dahlitz drückte seine Hoffnung aus, dass der CFC die Saison zu Ende spielen könne – aber das bleibt abzuwarten.

Text: Frank Toebs, Uli Krug / Titelfoto: Michael Benk

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