0:12, 1:9 – Was ist in Aufstiegskandidat Eintracht Südring gefahren?

Lange hat Bezirksligist Eintracht Südring im Aufstiegsrennen Kurs Richtung Landesliga gehalten. Dann kamen markerschütternde Schlappen, das Team verliert immer mehr an Boden. Es ist ein Absturz mit mehreren Facetten.

Krachende Niederlagen in den unteren Ligen sind keine Seltenheit, gerade abstiegsbedrohte Mannschaften kennen das unliebsame Gefühl von Gegentoren wie am Fließband. Wenn aber ein Aufstiegsanwärter in überdeutlicher Höhe vom Feld geschossen wird, lässt das aufhorchen. Bezirksligist Eintracht Südring ist dieses negative Kunststück in den vergangenen Wochen gleich mehrmals passiert.

Auf das markerschütternde 0:12 gegen die Reservemannschaft von Fortuna Biesdorf von Mitte März folgte in der vergangenen Woche ein nur unwesentlich besseres 1:9 gegen den direkten Aufstiegskonkurrenten SC Union 06. Zu allem Überfluss wurde die Partie am Poststadion vorzeitig abgebrochen, weil ein Eintracht-Akteur einen der Linienrichter beleidigt haben soll. Die Sportgerichtsverhandlung dazu ist für den 19. April angesetzt.

Kurzum: Im neuen Jahr läuft kaum noch etwas zusammen für die so famos in die Saison gestarteten Kreuzberger. Den Aufstiegsplatz in der 3. Abteilung ist das Team von Metin Aslanboga nach vorbehaltlich fünf Niederlagen in 2024 mittlerweile los – und aktuell spricht wenig dafür, dass er so schnell wieder zurückerobert respektive sogar bis zum Schluss gehalten werden könnte.

Der Niedergang hat viele Gründe. „Es ist zurzeit sehr schwierig. Wir können gerade nur einmal in der Woche trainieren“, sagt Trainer Aslanboga. „Darüber hinaus haben zehn meiner Spieler wegen des Ramadans gefastet.“ Der muslimische Fastenmonat zumindest hat mit dem Zuckerfest am Mittwoch einen Abschluss gefunden, die Platz-Thematik aber wird die Kreuzberger wohl noch eine ganze Weile beschäftigen. „Unser Heimplatz liegt in Schutt und Asche“, beschreibt Aslanboga die noch andauernden Sanierungsarbeiten am Kunstrasen auf der Willi-Boos-Sportanlage.

Voraussichtlich noch bis in den Herbst werden sich die Arbeiten hier hinziehen, ehe das neue Grün verlegt ist und die Eintracht wieder einen Heimvorteil heraufbeschwören könnte. Im engen Gerangel um den 2. Tabellenplatz wäre dieser Gold wert, bis auf Weiteres aber sind die Kreuzberger zum „Nomadendasein“ verdammt.

Das Spiel gegen den ungeschlagenen Tabellenführer Berliner SV 92 findet am Sonntag auf der Lohmühleninsel am Schlesischen Tor statt, in den vergangenen Wochen dribbelte die Aslanboga-Elf aber meist an der Wiener Straße am Görlitzer Park auf, ein paarmal musste auch schon die Züllichauer Straße als verkappte Heimstätte herhalten. Immer gerade dort, wo eben freie Kapazitäten im Bezirk sind. Eine offenkundig suboptimale Situation. Die verzwickte Gesamtlage drückt die Moral und kostet derzeit einen Punkt nach dem anderen.

Ob die Eintracht im Saisonendspurt noch einmal zur Form aus der Hinrunde zurückfindet, darf nach jetzigem Ermessen stark bezweifelt werden. Wobei: Auch in der ersten Saisonhälfte hatte der einstige Abstiegskandidat schon die allgemeinen Erwartungen gesprengt. Und Coach Aslanboga hatte ohnehin immer betont, „dass man sich innerhalb der Mannschaft keinen Druck mache, aufsteigen zu müssen“. Fakt ist aber auch: Es muss schnell eine Trendwende her in Kreuzberg. Sonst könnte der Absturz der Eintracht noch ins Bodenlose gehen.

Text: Julian Städing / Foto: Christoph Lehner

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