Tim Skarke vor dem Duell mit seinem Arbeitgeber: „Union ist wieder auf einem guten Weg“

Union-Leihgabe Tim Skarke kehrt am Wochenende mit dem SV Darmstadt 98 an die Alte Försterei zurück. Im FuWo-Interview spricht er vorab über das Tor des Jahres, seinen ausgebliebenen Durchbruch in Köpenick und den Abstiegskampf.

Ablösefrei und mit 26 Jahren im besten Fußballalter, mithin erfahren und entwicklungsfähig: Der Transfer von Tim Skarke (27) im Sommer 2022 vom damaligen Zweitligisten SV Darmstadt 98 (davor 1. FC Heidenheim, TSG Nattheim) zum aufstrebenden 1. FC Union schien für beide Seiten Sinn zu ergeben. Beim folgenden Husarenritt der Eisernen in die Champions League blieb dem 1,81 Meter großen Rechtsaußen allerdings nur die Statistenrolle. Bei Schalke 04 hingegen, wo der schnelle Offensivspieler nach der Hinrunde leihweise unterkam, hinterließ Skarke trotz Verletzungspech einen guten Eindruck, erzielte im April beim 5:2 gegen Hertha sogar das spätere Tor des Monats. In Darmstadt, seiner aktuellen Leihstation, ist der gebürtige Heidenheimer bislang treffsicherster Stürmer und begierig darauf, seine Qualitäten am Sonntag an der Alten Försterei (15.30 Uhr) mit Nachdruck unter Beweis zu stellen.

Fußball-Woche: Herr Skarke, demnächst wird das Tor des Jahres 2023 gekürt und Sie sind einer der Kandidaten. Wie groß ist Ihr Interesse an der Wahl?
Tim Skarke: „Das ist eine schöne Sache. Mal schauen, wer das Rennen macht. Natürlich würde ich mich darüber freuen, wenn es am Ende mein Tor wird.“

Ihre Aktien beim 1. FC Union sind durch Ihr Tor des Monats offenbar nicht gestiegen, Ihre abermalige Leihe haben Sie mit mangelnder Aussicht auf Spielzeit begründet. Erschien Ihnen die Konkurrenz in Köpenick zu übermächtig?
Skarke: „Nein, aber für mich war es die beste Lösung. Ich befinde mich in einem Alter, in dem ich Spielpraxis brauche. Und die Chance bot sich, mich nochmal in die 1. Bundesliga ausleihen zu lassen.“

Als Ende August Ihr vorläufiger Abschied feststand, rangierte Union nach dem 4:1-Sieg in Darmstadt auf Platz eins der Tabelle. Wie haben Sie den folgenden Absturz aus der Ferne wahrgenommen?
Skarke: „Selbstverständlich verfolgt man weiterhin das Geschehen. Auch mit vielen Spielern habe ich weiterhin noch Kontakt. Inzwischen sind sie nach den zwei Siegen im Dezember meiner Meinung nach wieder auf einem guten Weg.“

Ihre Union-Bilanz liest sich ernüchternd: Sechs Pflichtspiel-Einsätze, in denen Sie fünf Niederlagen schlucken mussten. Klingt ein bisschen wie verhext?
Skarke: „Man muss bedenken, dass von den ganzen Partien leider kein Spiel von Beginn an war. Ich bin immer eingewechselt worden, wenn wir in Rückstand waren und noch mindestens ein Tor benötigten. Für mich waren es trotzdem besondere Momente, da ich mein Bundesliga-Debüt gefeiert habe und mein Debüt in der Europa League.“

In Darmstadt läuft es für Sie persönlich wesentlich besser. Liegt es nur daran, dass Sie ausreichend Spielzeit erhalten, oder gibt es auch andere Faktoren?
Skarke: „Es sind viele Faktoren, die zusammenkommen. Zunächst einmal spüre ich das Vertrauen. In meinem Alter ist es wichtig, zu spielen und sich weiterzuentwickeln. Diese Chance ist in Darmstadt gegeben – und diese Chance versuche ich, mit allem, was ich habe, zu nutzen.“

Trotz Ihrer Treffsicherheit werden vermutlich nicht viele Wetten auf den Klassen­erhalt der „Lilien“ abgeschlossen. Wie wollen Sie das Wunder dennoch schaffen?
Skarke: „Mit unserem Teamspirit. Egal wie es bei uns läuft, wir sind ein eingeschworener Haufen.“

Um im Abstiegskampf weiter Hoffnung schöpfen zu können, sollte bei einem direkten Konkurrenten zumindest nicht verloren werden. Wie kann man Union in der Alten Försterei wehtun?
Skarke: „Wir wollen mit unserer Zweikampfstärke dagegenhalten. Außerdem müssen wir mutig sein und wollen mit Selbstvertrauen spielen.“

Gegen den 1. FC Heidenheim, Ihren Heimatverein, konnten Sie ein Tor und eine Vorlage beisteuern. Spielt es sich gegen Ex-Vereine leichter?
Skarke: „Ich finde, es ist grundsätzlich etwas Besonderes, gegen einen Ex-Klub zu spielen. Vor allem an der Alten Försterei vor diesen Fans.“

Wie groß ist Ihre Motivation, Union noch ein bisschen tiefer in den Abstiegsstrudel zu reißen?
Skarke: „Die Motivation liegt darin, dass wir mit Darmstadt drei Punkte für unser großes Ziel Klassenerhalt erreichen können. Dafür wollen wir am Sonntag unsere beste Leistung bringen. Wir sehen jedes Spiel in der Rückrunde als Endspiel an und müssen nur auf uns schauen.“

Interview: Alex Heinen / Titelfoto: Imago

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