Mit dem BSC Eintracht Südring spielt er aktuell um den Aufstieg in die Landesliga. Onur Bayram (33) hat aber auch schon im bezahlten Fußball und im Ausland Erfahrungen sammeln dürfen – gute wie schlechte. Jetzt will er nur noch mit seiner Clique Spaß haben.
Vor knapp 14 Jahren war er auf dem besten Weg in den Profifußball, heute spielt Onur Bayram in der Bezirksliga bei BSC Eintracht Südring. Der 33-jährige Defensivspieler hat viel erlebt und verrät, warum seine Karriere nicht ganz so verlaufen ist, wie er es sich erhofft hatte.
Geboren in Wedding und aufgewachsen in Kreuzberg begann Bayram mit dem Fußballspielen bei Sperber Neukölln. Nach einem Jahr wechselte er zu Türkiyemspor und fand dort bis zum Eintritt in den Herrenbereich seine sportliche Heimat. Den größten Nachwuchserfolg feierte er 2008 in der A-Jugend unter Trainer Hasan Keskin, wo sich sein Team den Berliner Pokal gegen Tennis Borussia sichern konnte.
Die Leistungen des Innenverteidigers und Sechsers blieben auch dem damaligen Co-Trainer von Babelsberg 03, Jens Härtel, nicht verborgen, weshalb die Potsdamer das Talent in die Regionalliga holten. „Onur hatte eine gute Technik, eine solide Physis und konnte defensiv auf mehreren Positionen spielen. Damit passte er gut nach Babelsberg“, erinnert sich Härtel zurück. Gleich in der ersten Saison gelang der Aufstieg in die 3. Liga, auch wenn es für den bekennenden Besiktas-Anhänger nur zu drei Einsätzen kam.
Trotzdem wollte er sich bei den Nulldreiern behaupten und verlängerte seinen Vertrag um ein Jahr. Nach einer wiederum enttäuschenden Saison ohne Spielzeit entschied sich Bayram dafür, sein Glück in der Türkei zu suchen. Einige Probetrainings und leeren Versprechungen von Beratern später landete der Berliner mit seinem Freund Mehmet Özdemir bei Hatayspor in der dritten türkischen Liga. Das Abenteuer war nach zwei Monaten aber bereits wieder vorbei, da die Bedingungen schlecht waren und der Verein kein Geld zahlte. Diesen Schritt bereut Bayram bis heute: „Das war der größte Fehler meines Lebens. Hätte ich damals eines der Angebote aus der Regionalliga angenommen, dann wäre mein Weg wohl ein anderer gewesen.“
Zurück in Berlin hakte der 1,80 Meter große Linksfuß den Traum vom Profifußball ab und ging in die Berlin-Liga zu Trabzonspor und später zu Türkiyem. Bayram schloss sein BWL-Studium ab, arbeitete in der Unternehmensberatung und machte sich selbstständig in der Baubranche. Sportlich folgten die Stationen BSV Hürtürkel, Türkiyemspor, BFC Südring und letztlich BSC Eintracht Südring. Im Winter der Saison 2022/23 wechselten Bayram sowie acht weitere Spieler vom BFC zur Eintracht, weil es Differenzen mit der Vereinsführung gab. Mit vier Punkten stand der BSC am Tabellenende der Bezirksliga, doch der Abstieg konnte mit einer starken Rückrunde noch abgewendet werden.
Zu Beginn spielte der zweifache Familienvater in der Innenverteidigung, aktuell läuft der ehemalige Regionalliga-Spieler als Spielmacher auf, wie sein brasilianischer Lieblingsspieler Alex (Fenerbahce Istanbul). Mit bereits acht Toren führt er sogar die vereinsinterne Torjägerliste an. „Früher habe ich auch auf der Sechs gespielt, aber mittlerweile fehlt mir die Luft dafür“, gibt er schmunzelnd zu. Momentan befindet sich die Eintracht sogar auf Aufstiegskurs, was intern jedoch nicht als Ziel ausgegeben wurde. Viel mehr möchte Bayram mit seiner Clique, wie er seine langjährigen Freunde nennt, Spaß haben und am besten auch noch gewinnen. Zu dieser Clique gehört auch Burak Altiparmak (Magdeburg, Bursaspor, Manisa FK), der als Einziger den Sprung dauerhaft in den Profifußball geschafft hat.
Mit 33 Jahren befindet sich Bayram in einem fortgeschrittenen Fußballalter, doch ans Aufhören denkt er nicht: „Bis 40 kann ich eventuell noch spielen, danach noch ein bisschen Alte Herren. Komplett aufhören, ist keine Option, ein Leben ohne Fußball kann ich mir nicht vorstellen.“
Text: Nicolas Hebisch / Titelfoto: Kerstin Kellner