Der neue Trainer Gökhan Senol soll den SV Buchholz nach katastrophaler Hinrunde zum Klassenerhalt in der Kreisliga A führen – und künftig vielleicht auch zu noch mehr.
Platz Sechs, das Tabellenergebnis der Vorsaison wiederholen. So lautete das Ziel des SV Buchholz im Sommer für die Spielzeit 2023/24. Nicht übermäßig ambitioniert, aber sicher. Mit Sicherheit hatte das, was dann in der Hinrunde folgen sollte, jedoch nichts damit zu tun.
Nachdem bereits die Partien gegen die drei Aufstieger zum Saisonstart, die zwar einen Sieg gegen Sperber Neukölln (2:1), aber auch zwei empfindliche Niederlagen gegen den 1. FC Lübars II (2:5) und Hürriyet Burgund (3:5) einbrachten, eher gemischte Gefühle hervorriefen, fiel die von Thomas Pyrrhus betreute Mannschaft in der Folge in ein Formtief.
Bis zur Winterpause konnte nur noch eine Partie, gegen das abgeschlagene Schlusslicht SC Lankwitz, gewonnen werden, während sich teamintern zunehmend Auflösungserscheinungen breit machten, die schließlich dazu führten, dass Trainer Pyrrhus Ende November seinen Hut nahm, mit der Begründung, keinen Zugang mehr zur Mannschaft zu finden.
So waren der witterungsbedingte Ausfall der Spiele vor Jahresende ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk für den Verein, der sich so in Ruhe mit der Neuordnung für die Rückrunde beschäftigen konnte. Die Lösung für die vakante Trainerposition bescherte der Zufall bereits vorher. Gökhan Senol, zuletzt als Co-Trainer bei Regionalligist Lichtenberg 47 beschäftigt, wollte eigentlich nur den Sohn zum Fußballspielen in Buchholz anmelden, als er mit Vereinsoffiziellen ins Gespräch kam. Die klagten „Diego“, wie der Ex-Oberliga-Spieler allgemein bekannt ist, ihr Leid und nach einer Überlegzeit und einem „sauberen Schlussstrich“ in Lichtenberg, wie sich Senol in der Vereinsmitteilung zum Amtsantritt zitieren lässt, entschied er sich schließlich, das Angebot anzunehmen und bereits die letzten Spiele vor der Winterpause zu betreuen.
„Das ist natürlich ein Heidenunterschied, verglichen mit Lichtenberg“, beschreibt Senol die neue Dienstumgebung. „Die ersten Wochen habe ich echt viel zu tun gehabt, aber ich freue mich, hier zu sein. Die Ziele und Wünsche wurden klar definiert und meine und die Vorstellungen des Vorstands passten im Endeffekt gut zusammen, insbesondere was den sportlichen Bereich angeht.“
Nachdem Senols erste Aufgaben vor allem darin lagen, die Mannschaft durch die beiden schweren Partien gegen Spitzenreiter 1. Traber FC (Endstand 3:8) und die zum erweiterten Verfolgerkreis gehörenden SF Johannisthal II (1:2) zu bringen, ist die personelle und moralische Konsolidierung mittlerweile im vollen Gange und macht laut dem neuen Trainer bereits gute Fortschritte. „Das war schon eine gute Truppe, aber ohne Führung. Ich wollte ihnen klar machen, dass sie jetzt auch in der Bringschuld sind“, erläutert Senol.
So stellte die Mannschaft in den vergangenen Wochen unter Beweis, dass es ihr an Willen nicht mangelt. Die drei veranschlagten Trainingseinheiten sind mit 15, 16 Mann mittlerweile wieder gut besucht und auch das erste Spielergebnis aus dem Test gegen den Spitzenreiter der 4. Abteilung, Arminia Tegel, vom vergangenen Wochenende weckt Hoffnung an der Chamissostraße. Dort konnte ein früher 0:2-Rückstand aufgeholt und in der starken Schlussphase in einen 4:2-Sieg verwandelt werden.
Ob all das reicht, um am kommenden Sonntag im Nachholspiel gegen Hertha BSC Amat. II den erst dritten Sieg der Saison einzufahren und mittelfristig den vier Punkte betragenden Abstand zu den sicheren Platzierungen aufzuholen, weiß auch Gökhan Senol noch nicht. An Ambitionen mangelt es dem 41-Jährigen aber nicht: „Man merkt, die Jungs sind dankbar, dass sie wieder Trainingseinheiten mit Hand und Fuß bekommen. Ich glaube, dass der Klassenerhalt drin ist und möchte nächste Saison um den Aufstieg in die Bezirksliga spielen. Ich will Ziele haben. Ich habe keine Lust auf dieses Rumgeknödel.“
Text: Nicholas Wuttke / Titelfoto: Matze Koch