System, Schlüsselspieler, Stadion: Altglienicke und seine Aufstiegsträume

Der Trend stimmt bei der VSG: Sechs Zu-Null-Siege am Stück haben die Treptower zurück ins Aufstiegsrennen der Regionalliga katapultiert. Was hat Trainer Heine geändert? Welche Spieler stechen heraus? Und kann der Klub etwaige Drittliga-Auflagen erfüllen?

Der Start ins neue Jahr war missglückt im Januar. Gegen Schlusslicht Halberstadt nur ein enttäuschendes 1:1. Und selbst dies nur dank eines Last-Minute-Treffers von Stephan Brehmer. Nahtlos hatte die VSG Altglienicke an ihre Herbstrunde angeknüpft. Wieder einmal waren zahllose Möglichkeiten liegen geblieben und ein Sieg de facto verschenkt. „Das hatte sich ja wie ein roter Faden durch unsere Spiele gezogen. Denn eigentlich spielten wir selten schlecht“, weiß Altglienicke-Trainer Karsten Heine.

Nur drei Tage später ist in Cottbus der bis heute anhaltende Turnaround gelungen. Mit einer Systemumstellung hatten die Berliner da überrascht, Heine sein geliebtes 4-1-4-1-System in ein 5-4-1 (fast schon 3-4-3) umgewandelt. „Damit fühlt sich unser Team erkennbar wohler. Wobei es für mich am Ende eher keine Frage des Systems ist. Vielmehr hat es die Mannschaft endlich verstanden, kompakt geschlossen zu verteidigen. Das Team hat nach zu vielen einfach gefangenen Gegentreffern nun großen Spaß daran gefunden, zu Null zu spielen.“

Tatsächlich ist dies mit der Partie in Cottbus auch in den folgenden fünf Partien geglückt. In diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben darf die Renaissance des in der Innenverteidigung momentan gesetzten Albrecht. „Der Lucas war ja fast zwei Spielzeiten immer wieder angeschlagen oder verletzt kaum ein Thema. Er fühlt sich daher fast wie ein Neuzugang an. Schön für uns alle“, freut sich Heine.

Altglienicke-Trainer Karsten Heine hat das Team mit einer Systemumstellung stabilisiert. Foto: Matze Koch

Zum Matchwinner in der Lausitz avancierte allerdings ein anderer. Kolja Oudenne hatte beim 2:0 einen Doppelpack geschnürt. Der 21-jährige, technisch hoch veranlagte Schwede (drei U16-Länderspiele) war im Sommer vom Absteiger Tasmania zur VSG gewechselt (34 Einsätze), hat sich in der personell gut besetzten Offensive sofort einen Stammplatz erkämpft und mit meist erfrischenden Darbietungen überzeugt. Allein das Toreerzielen ging ihm bis dato ab. In 50 Regionalliga-Partien stand da die Null. Für eine häufig den Abschluss suchende Offensivkraft wie ihn nahezu unbegreifbar. Auch bei Energie hatte Oudenne zunächst einen Hundertprozenter liegen gelassen, ehe er nach Patrick Breitkreuz‘ Lattenkopfball abstaubend zur Stelle war. Danach war der Knoten geplatzt. Heute steht Oudenne bei bereits fünf Treffern – Tendenz hoffentlich steigend.

„Kolja ist ein toller Junge“, bestätigt sein Trainer. „Man darf bei seiner Entwicklung ja nicht vergessen, dass er bei uns zum ersten Mal mehrmals am Tag trainiert. Das ist schon eine Umstellung. Die hat er nun bewältigt.“ Fakt: Mit Oudenne, Tolcay Cigerci und Winterzugang Philipp Türpitz können die Berliner auf drei Unterschiedsspieler setzen, die in Liga vier ihresgleichen suchen. „Wir wollen natürlich um die Spitze mitspielen“, sagt denn auch Heine. „Nach Möglichkeit bis zum Ende.“ Am letzten Spieltag erwartet man Rot-Weiß Erfurt. „Da hoffen wir mal, dass es auch für uns um noch etwas geht.“

Um eine Drittliga-Lizenz hat sich der Verein beworben. Die Hausaufgaben sind in Angriff genommen. „Die Genehmigung, auch in der kommenden Spielzeit im Jahn-Sportpark – egal ob 3. oder 4. Liga – zu spielen, hat die Senatsverwaltung erteilt“, sagt Abteilungsleiter Marco Schröder. „Für Liga drei müssten allein leichte – ich sage mal – Verschönerungsarbeiten vorgenommen werden.“

Bis zum 1. Juli muss allerdings noch die vom Gesamtverein genehmigte Ausgliederung des Spielbetriebs der 1. Männermannschaft in eine noch zu gründende Gesellschaft vollzogen werden. Dazu sagt Schröder: „Da drängt dann schon die Zeit. Ich bin aber optimistisch, dass uns dies gelingt.“ Hinsichtlich des Umbaus am eigenen Stadion an der Köpenicker Landstraße will das Bezirksamt nach der im Sommer vorzunehmenden Projektion eine Ausschreibung herausgeben. Mit einer Fertigstellung ist danach wohl nicht vor Ende 2026 zu rechnen.

Text: Harri Ramin / Titelfoto: Matze Koch

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