Moritz Jenz kehrt am Sonnabend mit dem VfL Wolfsburg in seine Heimatstadt zurück. Der gebürtige Berliner tritt mit den Wölfen beim 1. FC Union an. Im FuWo-Interview spricht der Verteidiger vorab über seine Auslandsstationen, Niko Kovac, Lionel Messi und seinen neuesten Mitspieler.
Als Moritz Jenz (24) Ende Januar 2023 erstmals in der Bundesliga aufschlug, konnte der 1,90 Meter große Innenverteidiger bereits auf Stationen in der Schweiz (FC Lausanne-Sport), Frankreich (FC Lorient), Schottland (Celtic Glasgow) sowie eine fünfjährige Ausbildung beim FC Fulham verweisen. Nicht zuletzt dank der starken Performance des gebürtigen Berliners (Jugendvereine Alemannia 06, SC Siemensstadt, Tennis Borussia) durfte Schalke 04 bis zuletzt vom Klassenerhalt träumen, bevor im Sommer der VfL Wolfsburg, am Sonnabend zu Gast beim 1. FC Union (15.30 Uhr, Alte Försterei), den beidfüßigen Abwehrmann für kolportierte acht Millionen Euro aus Lorient loseiste.
Fußball-Woche: Herr Jenz, welche Fußballer waren die Helden Ihrer Jugend?
Moritz Jenz: „Ich habe Leonardo Bonucci und Jerome Boateng immer gerne beobachtet. Dieser Spielertyp, den die beiden verkörpert haben, hat mir sehr gefallen. Sie haben beide über Jahre auf allerhöchstem Niveau gespielt.“
Sie sind 2015 von TeBe in die Jugend des FC Fulham gewechselt, ein großer Schritt für einen 16-Jährigen. Was hat Sie gereizt?
Jenz: „Für mich war es etwas ganz Besonderes, ein Angebot von einem Premier-League-Klub zu bekommen. Die Stadien, die Tradition und die Atmosphäre in England waren schon etwas Besonderes. Es war ein großer Schritt mit Höhen und Tiefen, aber die Zeit in England hat mich definitiv geprägt. Ich würde den Weg heute genauso wieder gehen.“
Von den Berliner Top-Klubs Hertha und Union hatte sich keiner um Sie bemüht?
Jenz: „Vor meinem Wechsel nach England gab es Kontakt mit Hertha und Pal Dardai, der dort damals Trainer in meinem Jahrgang war. Am Ende habe ich mich aber für den Schritt zu Fulham entschieden und bereue diese Entscheidung auch nicht.“
Die Schweiz, Frankreich und Schottland haben Sie als Profi bereits kennengelernt. Wo haben Sie am meisten gelernt?
Jenz: „Die schwierigste Zeit hatte ich in Frankreich. Es war mein erstes Jahr in einer europäischen Topliga. Ich konnte die Sprache noch nicht und war es nicht gewohnt, vor dieser Kulisse zu spielen. Das war eine wichtige Lernphase in meiner Karriere. Am meisten gelernt habe ich allerdings in Schottland. In der Liga waren wir jede Woche der Favorit und wollten uns auch mit den Besten in Europa messen. Ich habe gelernt, dass du immer professionell sein und alles geben musst. Das alles gibt einem ein ganz besonderes Mindset.“
Sie standen dabei Giganten wie Messi, Mbappé und Benzema gegenüber. Was konnten Sie aus diesen Duellen mitnehmen?
Jenz: „Ich bin stolz, dass ich gegen solche Weltklassespieler spielen durfte. Von den drei genannten war Messi für mich der Beste. Er hat ein unglaubliches Gefühl für den Raum und weiß immer, wo er stehen muss, damit man nicht so leicht in die Zweikämpfe mit ihm kommt. Ich erinnere mich an eine Situation: Ich wollte ihn an der Seitenlinie abgrätschen und er hat den Ball einfach über meine Beine gechippt. Aber auch Mbappé mit seiner Geschwindigkeit und Benzema sind absolute Topspieler.“
Aktuell läuft es für den VfL nicht ganz so wie gewünscht. Wie geht die Mannschaft mit der Situation um?
Jenz: „Die Situation ist für uns alle nicht einfach. Dennoch wissen wir, was wir machen müssen, um den Bock umzustoßen. Wir arbeiten jeden Tag hart und aktuell fehlen oft nur Kleinigkeiten. Die müssen wir erzwingen. Die Saison ist immer noch lang und ich bin mir sicher, dass wir noch alle Chancen haben.“
Niko Kovac kommt ebenfalls aus Berlin, verbindet die gemeinsame Herkunft?
Jenz: „Der Trainer kommt aus dem Wedding, ich aus Charlottenburg. Ich weiß nicht, ob uns die Herkunft verbindet, aber wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Ich halte Niko Kovac für einen absoluten Top-Coach und bin froh, mit ihm arbeiten zu können. Wir können viel von ihm lernen.“
Nun geht es in die alte Heimat, zu Union. Was für ein Spiel erwarten Sie?
Jenz: „Es wird sicher kein einfaches Spiel. Ich erwarte eine intensive, körperliche Partie. Wir werden uns gut vorbereiten und die Aufgabe voll fokussiert angehen.“
Mit Kevin Behrens haben Sie im Hinspiel das Trikot getauscht, nun ist er Ihr Mitspieler. Was zeichnet Behrens Ihrer Ansicht nach aus?
Jenz: „Ich freue mich sehr, dass Kevin sich uns angeschlossen hat. Er ist ein klasse Typ und auch als Spieler eine richtige Kante, schmeißt sich immer in die Zweikämpfe und wir können ihn unter Druck auch mal mit dem langen Ball anspielen. Er gibt unserem Spiel nochmal eine andere Dimension. Dazu kommt seine Stärke bei Standards. Er hat bereits gezeigt, was in ihm steckt und wir hoffen natürlich, dass er bei uns schnellstmöglich wieder daran anknüpfen kann.“
Interview: Alex Heinen / Titelfoto: Imago