„Habe gemerkt, wie hinter meinem Rücken geflüstert wurde“: Merkwürdige Trennung beim SC Gatow

Axel Vogel räumt beim Landesligisten SC Gatow den Stuhl des 1. Vorsitzenden und ist drei Wochen später auch den Trainerjob los. Währenddessen wollen die neuen Verantwortlichen nun nach vorne schauen und das „Projekt 2031“ am Weiten Blick forcieren.

Für Außenstehende trägt die Geschichte beinahe die Züge eines Dramas mit Shakespeare-haftem Anstrich. Marcel Schildberg hatte auf der Mitgliederversammlung am 19. Februar Axel Vogel (Foto) als Vorsitzenden des SC Gatow abgelöst – und nur drei Wochen später in einer seiner ersten größeren Amtshandlungen den Trainer entlassen. Weil das auch Axel Vogel war, mutet das zunächst ziemlich merkwürdig an. „Ich wollte nach der 0:1-Niederlage in der Kabine die Spieler aufbauen, dann kamen Schildberg und der Technische Direktor Michael Braun auf mich zu und teilten mir die Entlassung mit“, sagt Vogel.

„Die getroffene Entscheidung ist fundiert und argumentiert sich aufgrund der aktuellen sportlichen Situation und interner Differenzen“, teilte der neue Vorstand auf der Vereinshomepage mit. Die sportliche Situation ist tatsächlich nicht die beste. Der Aufsteiger belegt mit 16 Punkten den vorletzten Tabellenplatz. „Aber trotz der großen personellen Probleme waren wir in den letzten Spielen immer nah dran, waren oft besser als der jeweilige Gegner“, sagt der entlassene Trainer. Dass es allerdings überhaupt erst zu dieser personellen Notsituation gekommen war, werfen Kritiker in erster Linie ihm vor. „Du kannst nicht mit 19 Spielern in eine Saison gehen, das reicht einfach nicht“, sagt etwa Gatows Ehrenpräsident Bernd M. Trepte.

Er war im Juni 2021 nach mehr als 20 Jahren an der Vereinsspitze zurückgetreten, Vogel übernahm. „Ich wollte das nur als Übergangslösung machen, schließlich sind zweieinhalb Jahre daraus geworden“, sagt Vogel. Schildberg habe er im Vorfeld der Mitgliederversammlung seine volle Unterstützung zugesagt, sollte er gewählt werden.

Völlig unvorbereitet habe ihn der Rauswurf aber nicht getroffen. „Ich habe schon gemerkt, wie hinter meinem Rücken geflüstert wurde.“ Dann soll nach Vogels Darstellung ein Spieler per Screenshot eine Whatsapp-Mitteilung des Stürmers Raychouni, in dem der sich abfällig über den neuen Vorstand geäußert habe, an den Vorstand weitergeleitet haben. „Auch wegen dieses Maulwurfs haben Raychouni, Erdil, Uslucan und Berisha den Verein verlassen“, sagt Vogel. Dadurch verkleinerte sich der Kader weiter.

Am Weiten Blick blickt man dennoch nach vorn. Der noch unter Vogel als Trainer für die Zweite geholte Charly Köhn soll retten, was eher nicht mehr zu retten ist. Der 35-jährige Schildberg, der nach eigenen Worten „seit 30 Jahren mit dem Verein verbunden ist“, hat mit seinen Vorstandskollegen unterdessen das „Projekt 2031“ mit Zielen in verschiedenen Bereichen aus der Taufe gehoben. 2031 feiert der Verein 100. Geburtstag. Auf Facebook hat der neue Vereinschef in den letzten Tagen viel Zustimmung erfahren.

Text und Titelfoto: Bernd Karkossa

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