„Es ist eine besondere Saison“: Maximilian Mittelstädt spricht über Hertha, Union und Delay Sports

Sein ganzes Leben lang hat Maximilian Mittelstädt in Berlin Fußball gespielt, bis er Hertha BSC im Sommer für den VfB Stuttgart verlassen hat. Mit den Schwaben empfängt der Linksfuß nun den 1. FC Union zu seinem ganz persönlichen Derby. Im FuWo-Interview spricht er über das Duell und vieles mehr.

Dank Ausstiegsklausel hat Maximilian Mittelstädt (26) im Sommer Absteiger Hertha BSC nach 157 Pflichtspielen (vier Tore) verlassen und ist für vergleichsweise bescheidene 500.000 Euro zum VfB Stuttgart gewechselt, der am Freitag (20.30 Uhr) den 1. FC Union empfängt. Nach kurzer Eingewöhnungsphase entwickelte sich der 1,80m große Spandauer (Jugendvereine SC Staaken, Hertha 03, ab 2012 Hertha BSC) bei den Schwaben zur zuverlässigen Größe auf der linken Bahn und damit zu einem wichtigen Baustein im Gefüge der einstigen Fahrstuhlmannschaft, die sich zum Champions-League-Anwärter gemausert hat.

Fußball-Woche: Herr Mittelstädt, haben Sie sich schon ein paar schwäbische Wörter angeeignet?
Maximilian Mittelstädt: „Ein paar Wörter kenne ich schon, vor allem aber habe ich die schwäbische Küche ausprobiert, die schmeckt mir sehr gut!“

Spielen Sie gerade die beste Saison Ihrer Profi-Karriere?
Mittelstädt: „Das kann man wohl so sagen, aktuell läuft es sehr gut. Es gab auch in Berlin gute Phasen, aber wenn ich auf meine gesamte Karriere schaue, ist die aktuelle Saison vermutlich meine stärkste.“

Was sagen Sie zu Herthas Entwicklung?
Mittelstädt: „Es war klar, dass es keine einfache Saison wird, dass die Mannschaft sich erst entwickeln muss. Es läuft noch nicht alles rund, aber man sieht, dass sie ein eingeschworenes Team sind, mit vielen Berliner Identifikationsfiguren. Ob es schon für den Aufstieg reicht, wird man sehen.“

Dass der VfB Stuttgart derart für Furore sorgt, damit hätten die wenigsten gerechnet, Sie vermutlich ebenfalls?
Mittelstädt: „Ich hatte vor dem Wechsel ein gutes Gefühl, sonst hätte ich es nicht gemacht. Dass es so gut läuft, hat auch mich überrascht. Es ist eine besondere Saison und alle sind heiß darauf, die bislang gezeigten Leistungen Woche für Woche zu bestätigen.“

Hat es Ihre Entscheidung beeinflusst, dass mit Sebastian Hoeneß, Malik Fathi und David Krecidlo drei maßgebliche VfB-Trainer eine Berliner Vergangenheit haben?
Mittelstädt: „Das Trainerteam hat sicher eine Rolle gespielt, wobei Malik erst nach mir gekommen ist. Dass alle drei eine Berliner Vergangenheit haben, war nicht entscheidend, trotzdem ist es cool, wenn man hin und wieder über gemeinsame Erfahrungen sprechen kann.“

Wurde das Saisonziel beim VfB mittlerweile angepasst?
Mittelstädt: „Das Ziel Klassenerhalt haben wir erreicht, schauen wir mal, wie es weitergeht. Was wir bislang erreicht haben, wollen wir uns natürlich nicht wieder nehmen lassen. Wir sind uns aber bewusst, wie schnell es in die andere Richtung gehen kann.“

Ist das Spiel gegen Union auch im VfB-Dress etwas Besonderes für Sie?
Mittelstädt: „Auf jeden Fall! In der Hinrunde hatte ich gegen Union mein Start­elf-Debüt, das war mein kleines persönliches Derby, wenn man so will. Ich bin nochmal ein Stück weit extra motiviert und will als ehemaliger Herthaner unbedingt einen Sieg gegen Union.“

Wie spielt es sich gegen ein Team im Abstiegskampf? Sie hatten zuletzt mit Mainz, Darmstadt und Köln drei Gegner aus der unteren Tabellenregion.
Mittelstädt: „Das ist nicht einfach, diese Mannschaften verteidigen ihr Tor mit Mann und Maus. Gegen Union war es in den letzten Jahren immer schwer, das ist eine unheimlich kompakte Mannschaft, die viel über Leidenschaft kommt. Das wird nicht einfach, zumal bei uns auch nicht alles von allein läuft, nur weil der Gegner unten drinsteht.“

Nach dem 1:1 gegen Köln haben Ihre Kollegen Kritik an der Spielweise geübt, von Arroganz war die Rede. Schließen Sie sich an?
Mittelstädt: „Arrogant würde ich nicht sagen, vielleicht waren wir zu nachlässig. Wir haben klare Torchancen nicht reingemacht, das zieht sich durch die ganze Saison; etliche Spiele hätten wir viel früher entscheiden können. Ich denke, jeder bei uns weiß, an welchen Schrauben wir drehen müssen, um es besser zu machen.“

Das Hinspiel gegen Union hat der VfB 3:0 gewonnen, im Pokal gab es ein 1:0. Wie gehen Sie mit der Favoritenrolle um?
Mittelstädt: „Wir sehen uns nicht als Favorit, wir wissen um die Bedeutung jedes Spiels. Wir müssen unsere Leistung auf den Platz bringen, mit unseren Fans im Rücken sind wir zu Hause nochmal einen Tick stärker. Das hilft uns am Ende hoffentlich, die drei Punkte zu holen.“

Ihr Bruder Frederik spielt in der Kreis­liga B, beim Berliner Influencer-Verein Delay Sports. Wie sehen Sie das Projekt, was trauen Sie den Machern zu?
Mittelstädt: „Ich kann leider nicht oft dabei sein, aber mein Bruder hat offenbar Spaß und fühlt sich wohl. Es kommen ungewöhnlich viele Zuschauer, die haben schon Power, die Jungs. Im Fußball weiß man nie, wie weit es gehen kann, warum also sollte es für Delay Sports nicht noch ein paar Ligen höher gehen?!“

Interview: Alex Heinen / Titelfoto: Matze Koch

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