„Das traf uns wirklich unvorbereitet“: Polar Pinguin nach Horror-Oktober zurück in der Spur

Der Landesligist Polar Pinguin hat nach zwei 0:6-Niederlagen die Trainingsintensität erhöht und seitdem sieben Punkte geholt. Zudem stehen die Tempelhof-Schöneberger bald vor einem ganz besonderen Wochenende.

Dass der Fußball immer wieder mal in höchstem Maße unberechenbar sein kann, wissen sie nicht nur beim 1. FC Union. Auch bei Landesligist Polar Pinguin (2. Abteilung) griff man sich in dieser Saison einige Male an den Kopf. Im Oktober dürfte man vielleicht sogar kalte Füße bekommen haben – was ja bei allen Wetter­unbilden trotzenden Pinguinen eher unüblich ist. Die beiden 0:6-Niederlagen gegen den FC Internationale und beim BFC Meteor 06 jedenfalls schlugen gewaltig ins Kontor. Denn bis dahin wähnten sich die Tempelhof-Schöneberger auf einem richtig guten Weg, die Pleiten im Halb-Dutzend-Format setzte es, als die Pinguine als Tabellenführer auf dem Gipfel standen.

„Das traf uns wirklich unvorbereitet“, sagt Spielertrainer Simon Falke im Rückblick. Denn eine Woche vor der Klatsche gegen Inter hatte Polar Pinguin den Wittenauer SC Concordia noch deutlich mit 4:0 bezwungen und damit die Nordberliner an der Tabellenspitze abgelöst. Es war der fünfte Sieg im sechsten Spiel. Nur am 2. Spieltag beim 0:4 gegen Aufsteiger BW Hohen Neuendorf war man chancenlos, schüttelte das aber ab und siegte auch gegen gut platzierte Mannschaften wie den Berliner SC II und den Friedenauer TSC jeweils mit 4:1.

Schnee von gestern. Die Falke-Elf bekam nach den Abreibungen im Oktober wieder die Kurve, holte aus den folgenden drei Partien sieben Punkte und ist als Zweiter mit 22 Punkten erster HN-Verfolger. „Wir haben die Schrauben im Training angezogen, haben dreimal statt wie zuvor zweimal trainiert“, sagt der Spielertrainer. Das dritte Training findet teils auf dem Platz, teils aber auch online statt. Mancher ist aber dennoch nicht dabei. Nikolai Matt etwa, der vor seinem Wechsel zu Polar Pinguin vor zwei Jahren Stammspieler bei Regionalliga-Aufsteiger TeBe war, kommt kaum zum Training. „Nikolai hat mehr Pflichtspiele als Trainingseinheiten absolviert“, sagt Falke. „Job und Familie fordern ihren Tribut. Wir haben einige Familienväter im Team, das muss man auch berücksichtigen.“

Auch der früher ebenfalls höher kickende Angreifer Martin Kemter trainiert eher unregelmäßig, Finn Will ist seit Wochen angeschlagen, „er war nie richtig fit und spielt dennoch eine Superrunde, neben unserem Torjäger Valdrin Dakaj bisher unser bester Mann“, so Falke. Dakaj hat mit 13 die Hälfte aller Pinguin-Treffer erzielt und führt die Torjägerliste an.

Dass in der aktuellen Saison in der 2. Abteilung manche Gesetzmäßigkeiten auf den Kopf gestellt werden und tatsächlich jeder jeden schlagen zu können scheint, ist natürlich auch Falke nicht entgangen. „Viele Teams haben das Gefühl, Mensch, da geht doch was.“ Wie eigenartig es bisher zugeht, beweist auch ein Blick auf das Torverhältnis des Pinguine: 26:25, plus 1 also. Sehr ungewöhnlich für einen Tabellenzweiten. Aber immerhin: „Wir stehen nach Punkten genau so da wie vor einem Jahr zu diesem Zeitpunkt.“

Vom zwischenzeitlichen Tabellenstand sollte man sich aber nie blenden lassen. Das letzte Remis vor zwei Wochen gab es gegen Schlusslicht SC Gatow (1:1), auch zuletzt beim 2:1-Sieg gegen den ebenfalls im unteren Tabellendrittel angesiedelten Berlin-Liga-Absteiger Stern Marienfelde war der Gegner ebenbürtig. Deshalb sieht Falke der nächsten Begegnung mit der gebotenen Vorsicht entgegen. Dann geht es gegen Berolina Mitte, auf dem Papier ist Polar Pinguin klarer Favorit. „Aber dass die mit unten drin hängen, hat überhaupt keine Relevanz.“

Eine Woche später am 3. Dezember steht ein echtes Highlight an. Der Spielplan will es so, dass die Erste, die Zweite und die Dritte nacheinander bei Berolina Stralau antreten. Mit den Stralauern haben die Pinguine eine Vereinsfreundschaft geschlossen, die an diesem Tag mit einer Party rund um die Spiele richtig mit Leben erfüllt werden soll. „Wir sind in Stralau mal super aufgenommen worden, und dann hat sich das entwickelt“, sagt Pinguin-Pressesprecher Bill Menzer. „Jetzt hoffen wir, dass in zwei Wochen das Wetter mitspielt.“

Text: Bernd Karkossa / Titelfoto: Andreas Ramlow

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