Der Berlin-Liga-Aufsteiger aus Neukölln und Trainer Tilman Käpnick gehen schon wieder getrennte Wege. Die Gründe seien aber weniger sportlicher Natur gewesen.
Die zweite Trainerentlassung in der Berlin-Liga ist perfekt. Nachdem sich vor einigen Wochen die Füchse Berlin von Mario Reichel getrennt hatten, gehen nun auch der SV Stern Britz und Tilman Käpnick getrennte Wege. Am Abend des vergangenen Mittwoch teilte Nico Legel, der Vorsitzende der Fußball-Abteilung dem erst zu dieser Saison geholten Käpnick die Entscheidung des Vereins mit. Bis ein Nachfolger gefunden ist, leitet der langjährige Co-Trainer Thomas Huse, der bereits Käpnicks Vorgänger Uria Wuttke assistiert hatte, das Training.
„Es ging bei der Trennung gar nicht einmal in erster Linie um sportliche Gründe“, sagte Legel der FuWo. Der Tabellenstand könnte das ja nahe legen, schließlich belegt der Aufsteiger mit fünf Punkten Rückstand aufs rettende Ufer den vorletzten Platz. Vielmehr seien es atmosphärische Störungen gewesen, die den Vorstand zu dieser Entscheidung geführt hätten. „Tilman hat die Spieler nicht mehr abgeholt. Er hat immer den Fußballer gesehen, weniger den Menschen, und hat mit seinen Ansprüchen den einen oder anderen Spieler vielleicht überfordert. Einige haben mir gesagt, dass sie keinen Bock mehr auf das Freitagtraining haben. Ich musste die Reißleine ziehen“, sagt Legel.
„Es kamen mehrere Faktoren zusammen, die sich schließlich summiert haben“, kommentiert der 30-jährige Trainer. „Die Stimmung in der Mannschaft war nicht optimal, dazu kam die sportliche Situation und das fehlende Vertrauen des Vorstands.“ Letztlich habe es von Beginn an große Probleme gegeben. „Zum einen war der Umbruch größer als wir gedacht haben. Dann kamen Verletzungen hinzu, ich konnte in keinem Spiel die beste Formation aufbieten. Die fünf Stürmer, die ich hatte, waren an fünf von 14 Spieltagen komplett nicht einsatzfähig. Die mangelnde Trainingsbeteiligung tat ihr Übriges. Das alles war in der Häufung nicht zu verkraften.“
Tilman Käpnick, der zuvor über mehrere Jahre die U19 von Tennis Borussia in der Junioren-Regionalliga betreut hatte, hatte nach eigenem Bekunden im Sommer lange überlegt, ob er diese Aufgabe in Neukölln überhaupt annehmen sollte. „Ich hatte tatsächlich meine Bedenken, die sich nun bestätigt haben.“ Als da wären? „In der Berlin-Liga stoßen manche im Kader an ihre Grenzen, es fehlt an der Qualität. Wir haben nur dann eine Chance, wenn jeder in jedem Spiel alles gibt. Aber wenn Fußball nicht an erster Stelle steht, sondern nach Job, Familie und vielleicht einem runden Geburtstag eines Kumpels erst weiter hinten kommt, dann hat diese Mannschaft in der Berlin-Liga keine Chance.“
Dabei lief es teils gar nicht so übel. Gleich zum Saisonstart in Wilmersdorf war Britz mit dem alteingesessenen Berlin-Ligisten auf Augenhöhe, ging als knapper 0:1-Verlierer vom Platz. Die ersten Punkte gelangen gegen Frohnau (1:1) und Mitaufsteiger Altglienicke II (4:4 nach 1:4-Halbzeitrückstand). „Gegen Frohnau hätten wir gewinnen müssen Da waren wir klar besser“, erinnert sich Käpnick. Die bisher einzigen Siege gelangen kurz nacheinander auswärts mit dem 3:0 beim SSC Teutonia und dem 2:0 beim BSC. „Kanonenfutter“ war Britz jedenfalls nie. Die höchste Niederlage war ein 1:5 gegen die Preussen – aber die haben bekanntlich ganz andere Möglichkeiten.
Bitter war die knappe 3:4-Niederlage vor acht Tagen gegen Hilalspor, als Stern Britz in der 66. Minute noch mit 3:1 in Führung ging und nur zwei Minuten später Hilals Emre Tös mit der Gelb-Roten Karte vom Platz flog. Trotzdem gewann Hilalspor in Unterzahl noch mit 4:3 und elf Britzer gingen leer aus. „Das war die Kirsche auf der Torte“, sagte Käpnick, dessen Zeit an der Windmühle nun abgelaufen ist. Und während Nico Legel in diesen Tagen Gespräche mit geeigneten Nachfolge-Kandidaten führen will, hat der ehrgeizige junge Trainer bereits erste Lehren aus den knapp fünf Britzer Monaten gezogen: „Für mich wird es in Zukunft wichtig sein, dass ein potenzieller neuer Verein mir das auch bieten kann, was ich mir vorstelle.“
Text und Titelfoto: Bernd Karkossa