Braunschweig-Keeper Ron-Thorben Hoffmann: „Spiele gegen Hertha sind sehr, sehr besonders für mich“

Er war Jugendspieler bei Hertha BSC und Balljunge im Olympiastadion, heute spielt er für Eintracht Braunschweig, gehört zu den besten Torhütern der 2. Bundesliga und empfängt Hertha am Wochenende: Ron-Thorben Hoffmann. Im FuWo-Interview spricht er über den Braunschweiger Aufschwung, sein Berlin-Gefühl und WhatsApp-Nachrichten mit Manuel Neuer.

Eintracht Braunschweig ist sowas wie die Mannschaft der Stunde in der 2. Liga. Aus den letzten zehn Spielen holten die Löwen 18 Punkte, nur Kiel (22) und St. Pauli (19) punkteten besser. Einen großen Anteil daran hat auch Torhüter Ron-Thorben Hoffmann (24), der seit drei Heimspielen kein Gegentor mehr bekommen hat und am Sonnabend (13 Uhr, Eintracht-Stadion) seinen Jugendklub Hertha BSC empfängt, wo er bis 2013 spielte, ehe es über RB Leipzig, Bayern München und die Leihstation FC Sunderland im Sommer 2022 nach Niedersachsen ging. Im FuWo-Interview spricht Hoffmann über den Braunschweiger Aufschwung, sein Berlin-Gefühl und WhatsApp-Nachrichten mit Manuel Neuer.

Fußball-Woche: Herr Hoffmann, beim FC Liverpool prangt der Schriftzug „You‘ll Never Walk Alone“ im Spielertunnel. Steht im Eintracht-Stadion irgendwo das Motto „Totgesagte leben länger“ geschrieben? Schließlich galt Braunschweig schon im Herbst als fast abgestiegen mit bald zehn Punkten Rückstand auf das rettende Ufer.
Ron-Thorben Hoffmann: (lacht) „Nein. Aber der Trainerwechsel (am 7. November hat Daniel Scherning Vorgänger Jens Härtel abgelöst, d.Red.) hat natürlich etwas verändert. Wir haben auch unter Jens Härtel nicht schlecht gespielt, aber der Funke ist einfach nicht übergesprungen. Daniel Scherning hat uns nach dem verlorenen Derby gegen Hannover übernommen und sofort abgeholt mit seiner klaren Ansprache und klaren Strukturen. Er hat damals drei Schritte vorgegeben: Dass wir das erste Spiel gegen Osnabrück gewinnen, dass wir bis zum Winter den Anschluss herstellen und dass wir dann den Rest der Saison angehen. Dort befinden wir uns mittlerweile und man sieht einfach, was Momentum und Erfolgserlebnisse mit einer Mannschaft anstellen können.“

Ihr Mitspieler Fabio Kaufmann hat dieser Tage gesagt, es sei alles „harte Arbeit und keine Zauberei“. Heißt das denn, dass sie zuvor nicht hart gearbeitet haben?
Hoffmann: „Nein, ich würde auch ungern die Arbeit zweier Trainer vergleichen und den Eindruck entstehen lassen, dass wir unter Härtel nicht gut gearbeitet haben. Manchmal verändern eine andere Ansprache und andere Prinzipien einfach etwas. Wir waren vorher irgendwie in einer negativen Dynamik gefangen, jetzt ist es umgekehrt. Aber wir wissen, dass es auch wieder Rückschläge geben wird und wir nichts geschenkt kriegen.“

Welcher Neuzugang war eigentlich wichtiger: Trainer Scherning oder Abwehrchef Ermin Bicakcic (34), der zwei Spieltage zuvor dazukam und nicht nur wegen seiner drei Liga-Tore zum Aufschwung beiträgt?
Hoffmann: „Es ist der Mix aus beiden. Ermin hilft mit seiner Ausstrahlung und Erfahrung, hat weit über 100 BL-Spiele gemacht und ist der zentrale Mann in unserer Fünferkette. Gerade für mich als Torwart ist er eine der wichtigsten Bezugspersonen auf dem Platz. Wir haben da gerade eine tolle Chemie in der Abwehr.“

Auch Sie persönlich wissen zu überzeugen. Laut „Kicker“-Notenschnitt zählen Sie aktuell zu den besten fünf Torhütern der 2. Liga. Erleben Sie gerade die beste Phase Ihrer noch jungen Karriere?
Hoffmann: „Es tut gut, sowas zu hören, und es ist gerade eine Momentaufnahme, in der ich aufgehe. Es macht sehr viel Spaß zurzeit. Letztlich stehen aber die mannschaftlichen Ziele im Vordergrund, für die man arbeitet. Und wenn wir die erreichen, profitiert auch jeder einzelne davon.“

Ihr Vertrag läuft im Sommer aus. Ist Ihr Verbleib an den Klassenerhalt geknüpft?
Hoffmann: „Es gab schon Gespräche vor Weihnachten, aber aktuell liegt der klare Fokus auf dem Erreichen des Klassen­erhalts.“

Am Wochenende treffen Sie mit Hertha BSC auf einen Ihrer Ex-Klubs – ein besonderes Spiel oder eines wie jedes andere?
Hoffmann: „Nein, das ist schon sehr, sehr besonders. Ich bin zwar in Rostock geboren, aber inzwischen lebt meine gesamte Familie in Berlin und ich fühle mich mittlerweile auch fast schon als Berliner. Von der U10 bis zur U14 habe ich bei Hertha gespielt, war Balljunge im Olympia­stadion, das Hinspiel war schon ein Gänsehaut-Erlebnis für mich – nur leider mit dem falschen Ausgang. Ich hoffe, dass wir uns nun für das 0:3 revanchieren können.“

Stimmt die Geschichte, dass Sie Feldspieler waren im Nachwuchs und Ihre Mutter dafür gesorgt hat, dass Sie ins Tor gehen?
Hoffmann: (lacht) „Nicht ganz. Meine Eltern waren zwar beide Handball-Profis und ich bin als Rechtsverteidiger von Hansa zu Hertha gewechselt, aber mein Nachwuchstrainer bei Hertha kam nach einer Handball-Spielform im Training auf die Idee, mich als Torhüter auszuprobieren.“

Viele Jahre haben Sie auch beim FC Bayern Erfahrungen sammeln und als dritter Torwart Meisterschaft und Champions-League-Sieg miterleben dürfen. Haben Sie noch Kontakt zu Mitspielern und schicken WhatsApp-Nachrichten mit Manuel Neuer hin und her?
Hoffmann: „Wir haben keinen regelmäßigen Kontakt, aber zum Geburtstag gratuliert man schon. Ich habe Manu auch nach seinem Comeback geschrieben. Ansonsten habe ich eher Kontakt zu den Jungs, mit denen ich zu den Profis gekommen bin: Chris Richards, der jetzt bei Crystal Palace spielt, Joshua Zirkzee, Jann-Fiete Arp oder Josip Stanisic.“

Interview: Steven Wiesner / Titelfoto: imago

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