Vom Torjäger zum Unternehmer: Andis Shala, Pizza und Immobilien auf Mallorca

Andis Shala schoss Tore für Dundee United, Erfurt, Babelsberg 03 oder den BFC Dynamo. Mit inzwischen 34 Jahren hat der frühere Regionalliga-Torschützenkönig seine zweite Karriere eingeläutet.

Die Tage von Andis Shala sind eng getaktet. „Teilweise vermisse ich den Fußball: Nach zwei, drei oder vier Stunden Training am Tag konnte man sich in ein Café setzen und die Füße hochlegen“, lacht der 34-Jährige, der in der Regional­liga Nordost für Carl Zeiss Jena, den BFC Dynamo, Babelsberg 03, Rot-Weiß Erfurt und den Chemnitzer FC insgesamt 198 Spiele bestritt und dabei auf 73 Tore und 29 Vorlagen kommt. „Sicherlich hätte ich mehr erreichen können“, ist sich der 1,90 Meter große Modellathlet im Klaren, der für den Halleschen FC (14 Mal 2012/13) und Waldhof Mannheim (drei Mal 2019 bis 2021) auch in der 3. Liga auflief und 2010 mit dem Dundee United FC den schottischen Pokal gewann, „aber jeder macht seine eigenen Erfahrungen und Fehler.“

Der im Kosovo geborene und Mannheim aufgewachsene Ex-Profi startete seit seiner Vertragsauflösung in Chemnitz im Januar 2022 seine zweite Karriere. Shala absolvierte ein Fernstudium im Immobilienmanagement, hat sich mit seiner Firma „FussballerInvest“ selbstständig gemacht und Immobilien auf Mallorca und Ibiza in seinem Portfolio. Zu seiner Zielgruppe zählen Fußballer, denen er dabei helfen will, ihr Geld sinnvoll zu investieren. „Als Profifußballer wollen dir so viele Leute erzählen, was du mit deinem Geld am besten machen kannst“, erinnert sich Shala. „Ich wollte mir daher für dieses Geschäft Wissen aneignen und hoffe, vielen Jungs damit helfen zu können. Wenn man es richtig anstellt, kann man nach seiner Karriere im Profibereich schnell ausgesorgt haben.“

Derzeit pendelt Shala zwischen der Sonneninsel Mallorca und der Universitätsstadt Heidelberg im Südwesten Deutschlands. In den vergangenen drei Monaten hat er sich mit einem Partner eine zweite Selbstständigkeit in der Gastronomie aufgebaut. „Wir haben Tag und Nacht gearbeitet“, sagt Shala mit Blick auf die Vorbereitung des To-go- und Liefer­restaurants „Beverly“, aus dem heraus man die Kunden mit frisch zubereiteter Pizza und Pasta versorgt. „Ich wollte immer ein Restaurant oder ein Café haben“, berichtet Shala, der bei Not am Mann selbst in der Küche steht.

Da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, geht er mit seinem Papa, dem ehemaligen Profi Kujtim Shala (59), nun mit einer Fußballschule an den Start. Zweimal in der Woche will das Gespann ambitionierte Nachwuchsfußballer in Feudenheim, einem Stadtteil von Mannheim, auf dem Weg zum großen Traum vom Profifußball unterstützen. „Wir wollen das sechs Monate testen“, ist sich Shala junior sicher, dass junge Kicker von der Erfahrung aus „zusammen 70 Jahren“ Fußball der beiden profitieren können.

Kujtim Shala (ein Länderspiel für Kroatien, 15 Bundesliga-Einsätze für Düsseldorf, Erstliga-Einsätze für Dinamo Zagreb, Partizan Belgrad, Stade Rennes sowie 104 Spiele in der 2. Bundesliga für die Stuttgarter Kickers, Chemnitz und den VfB Leipzig) war immer das große Vorbild von Andis, der auf dem Platz keinen Zweikampf scheute und als Stürmer der alten Schule neben seiner Kopfballstärke durch körperliche Präsenz auffiel. Was das Wichtigste sei, was er aus seiner eigenen Karriere weitergeben wird? „Der Weg ist das Ziel und um das zu erreichen, braucht es absoluten Willen. Wenn man es vermeintlich schon geschafft hat, muss man noch mal etwas mehr machen als alle anderen“, sagt Andis Shala, der als 15-Jähriger neben dem Fußball ein Jahr lang zweimal in der Woche Trainingseinheiten im Boxen absolvierte. „Das hat mich extrem voran gebracht. Es geht in anderen Sportarten viel härter zu, als im Fußball, dort hat man ein Luxusleben.“

Von seinen Ex-Vereinen verfolgt er vor allem Babelsberg 03, bei dem er von 2015 bis 2018 spielte und gemeinsame Stationen mit weiteren SVB-Kickern hatte. „Da sind mit Daniel Frahn oder Rico Gladrow richtig gute Typen drin. Ich hoffe, dass sie in der neuen Saison eine gute Rolle spielen. Wenn ich nochmal angreife, dann bei Babelsberg“, sagt Shala mit einem Schmunzeln – und dem Wissen, dass das in seinen engen Terminplan kaum noch reinpassen würde.

Text: Mirko Jablonowski / Titelfoto: privat

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