Plötzlich Meisterkandidat: Der BSC und seine Superserie

Der Berliner SC hat von den letzten 48 möglichen Punkten ganze 42 geholt und ist klammheimlich an die Spitze der Berlin-Liga herangerückt. Für einen Konkurrenten sind die Wilmersdorfer schon „die beste Mannschaft der ganzen Liga“. 

Als Sparta Lichtenberg am 16. Oktober seinen neunten Sieg im neunten Spiel feierte, schien die Meisterfrage in der Berlin-Liga für so manchen vielleicht schon beantwortet. Doch genau an diesem Wochenende im Herbst startete auch ein anderer Mitstreiter, der zu diesem Zeitpunkt bereits 14 Punkte hinter dem Tabellenführer her hechelte, eine beeindruckende Serie: der Berliner SC. Seit besagtem Wochenende haben die Wilmersdorfer von 16 Liga-Spielen deren 14 gewonnen, kurz darauf unter anderem auch den Sparta-Siegeszug beendet (1:0) und insgesamt 42 Zähler gesammelt. Keine Mannschaft punktete in diesem Zeitraum so gut wie die vom BSC, Hilalspor ist mit 34 Punkten das zweitbeste Team, unterlag aber erst vor einer Woche im direkten Duell mit 0:1. Und so ist die Elf von Trainer Fabian Gerdts plötzlich ein Meisterkandidat und für Hilals Vorsitzenden Adnan Tuc sogar „die beste und spritzigste Mannschaft der ganzen Liga“.

Komplett überraschend kommt das für Fabian Gerdts alles nicht. Er hatte Platz eins vor der Saison nicht einfach nur aus Langeweile ausgerufen, sondern weil er glaubte, dass das mit diesem Kader möglich ist. Nach einem holprigen Saisonstart waren zwar ein paar taktische Korrekturen notwendig, aber kein Kabinenknall oder grundlegende Aussprachen mit der Mannschaft. „Aussprachen braucht man nur, wenn man schlecht spielt. Das war bei uns anders. Wir haben anfangs zwar nicht die Ergebnisse geholt, aber trotzdem immer die Qualität gesehen“, sagt der 33-Jährige, der vergangene Saison mit Hertha 03 Zehlendorf schon Vizemeister in der Oberliga wurde und dieses Selbstverständnis auch mit an die Hubertusallee bringen wollte. „Der BSC ist in den letzten Jahren immer schon unter die ersten Fünf gekommen, da brauche ich mich ja nicht hinzustellen und sagen: Wir wollen wieder nur Fünfter werden.“

Aktuell ist der Berliner SC Tabellendritter, von den 14 Punkten Rückstand auf Platz eins sind noch vier übriggeblieben. Gerdts weiß aber auch, „dass wir das schwerere Restprogramm haben mit Spielen gegen die Füchse, Stern 1900 oder Mariendorf“. Auch am kommenden Sonntag erwartet den BSC eine spannende Auswärtsaufgabe im Preussen-Stadion (11 Uhr). Hilalspor und Sparta kann man im direkten Duell keine Punkte mehr abknöpfen, ist also neben der Erledigung seiner eigenen Hausaufgaben auf weitere Punktverluste der Konkurrenz angewiesen.

Die finalen Wochen muss der BSC allerdings weiter ohne Leistungsträger wie Rici Bokake-Befonga oder Louis Arnst auskommen. Letzterer laboriert noch an einer Hüftverletzung. Hinsichtlich der Aufstiegsentscheidung bleibt Gerdts aber entspannt. „Es gibt keinen Druck vom Verein, wir haben uns das Ziel als Mannschaft gesteckt. Von daher wollen wir, müssen aber nicht“, sagt er. „Wir wollen ein geiles Rennen liefern.“

Text: Steven Wiesner / Titelfoto: Matze Koch

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