Nach Makkabis Triumph: Sandhowe will einen saufen und wünscht sich Hertha BSC

Das Landespokal-Endspiel zwischen TuS Makkabi und Sparta Lichtenberg hat mit 4679 Fans viel mehr Zuschauer angezogen als im Vorfeld erwartet. Die Charlottenburger ziehen als erster jüdischer Verein in den DFB-Pokal ein und hoffen auf Losglück. 

Die „rote Wand“ im gleißenden Sonnenlicht war beeindruckend. Und nicht nur der Fanblock von Sparta Lichtenberg auf der Gegengerade des Mommsenstadions war gut gefüllt zum Landespokal-Finale am vergangenen Wochenende. Auch der TuS Makkabi hatte viel mehr Fans mobilisiert als man vorher vielleicht gedacht hatte. 3700 Tickets waren bis zum Freitag online an den Mann und die Frau gegangen, dann fanden mit 4679 Fans sogar noch knapp 1000 mehr den Weg ins Stadion.

Der Berliner Fußball-Verband (BFV) wurde davon offenbar auch überrascht. Lange Schlangen bildeten sich an den (zu) wenigen Zugängen, den pünktlichen Anpfiff um 12.15 Uhr bekam längst nicht jeder auf seinem Platz im Stadion mit. „Da hätte man vielleicht etwas früher kommen müssen“, sagte Joachim Gaertner, Präsidialmitglied Spielbetrieb im BFV. „Aber ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass wir in den letzten Jahren in einem Finale ohne Beteiligung des BFC Dynamo so viele Zuschauer hatten.“

Tatsächlich hat außer diesen Partien nach der Wende nur eines mehr Zuschauer gezogen: Den 7:0-Sieg des 1. FC Union gegen den Köpenicker SC 2007 wollten 5624 Zahlende sehen im Stadion an der Alten Försterei. Selbst der Regierende Bürgermeister Kai Wegner ließ sich das diesjährige Endspiel nicht entgehen. „Zum ersten Mal überhaupt, dass ein Regierender Bürgermeister dem Pokalfinale beiwohnte“, sagte BFV-Präsident Bernd Schultz. Kritik kam hingegen von Spartas Präsident Werner Natalis: „Das, was wir vorfanden, war für 1000 Zuschauer, aber nicht für knapp 5000 gedacht.“

Dass zwei Siegerehrungen parallel stattfanden, hat es wohl auch noch nicht gegeben. Sparta wurde verspätet die Trophäe für die Berliner Meisterschaft überreicht – und während sich die Mannschaft zum Jubelfoto vor ihren Fans aufstellte, schossen 50 Meter entfernt Konfetti-Kanonen die bunten Papierschnipsel auf Pokalsieger Makkabi.

Wolfgang Sandhowe focht das alles nicht an – der Makkabi-Coach präsentierte sich so gut gelaunt wie selten nach seinem zweiten Pokalsieg als Trainer 32 Jahre nach dem ersten Coup 1991 mit Türkiyemspor. „Unser Vorstand Michael Koblenz hat mich noch gefagt: Willst du Geschichte schreiben und als erster jüdischer Verein den Pokal holen?“, erzählte Sandhowe. „Ja klar, hab ich gesagt, und dann gehen wir einen saufen. Meine Frau kommt auch mit, die kann mich dann nach Hause fahren.“ Und wen wünscht er sich als Gegner im DFB-Pokal, wo Makkabi als erster jüdischer Verein überhaupt antreten wird? „Mein Kumpel Hermann Gerland ist ja nicht mehr bei den Bayern. Also am besten Hertha BSC im Olympiastadion.“ Die Auslosung findet am 18. Juni statt.

Eine weitere Feier hat es am Sonnabend auch in Lichtenberg an der Fischerstraße gegeben. Lukas Noack wird die Enttäuschung über seine unglückliche Aktion beim 1:2, als ihm der Ball von der Unterkante der Latte an den Rücken und von da ins eigene Tor sprang, spätestens dann überwunden haben. „Schon der Freistoß war ja strittig, ich dachte, er gibt ihn für uns“, sagte der 21-jährige Sparta-Abwehrspieler. „Schade, zu diesem Zeitpunkt deutete noch viel auf ein Elfmeterschießen hin.“

Einer der auffälligsten Akteure auf dem Platz war Lukas Rehbein, der reichlich Endspiel-Erfahrung besitzt, es war sein drittes Finale. Mit Lichtenberg 47 hatte er eines verloren, mit dem BFC Dynamo eines gewonnen. Jetzt wieder eine Niederlage. „Ist für uns blöd gelaufen, aber Makkabi hat alles in allem verdient gewonnen“, sagte der kleine Edeltechniker mit dem großen Kämpferherzen. 

Text: Bernd Karkossa / Titelfoto: Mehmet Dedeoglu

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