Grischa Prömel: „Urs Fischer ist der Grund, dass ich bin, wo ich jetzt bin“

Der Ex-Unioner Grischa Prömel spricht vor dem Wiedersehen mit den Eisernen im FuWo-Interview über Hoffenheims knifflige Saison, das Wunder von Köpenick und die Arbeit mit Urs Fischer.

Wie wichtig Grischa Prömel (28) für die TSG Hoffenheim ist, offenbarte sich nach dessen Knöchelbruch Anfang November: Von Platz sieben wurde der ambitionierte Hopp-Klub bis auf den letzten Tabellenplatz durchgereicht. Für den im Sommer vom kommenden Gegner 1. FC Union (Sonnabend, 15.30 Uhr, PreZero-Arena) in den Kraichgau gewechselten Mittelfeldspieler eine doppelt harte Leidenszeit, die gerade noch rechtzeitig zu Ende ging, um seinem Team auf den letzten Metern im Kampf um den Klassenerhalt beizustehen.

Fußball-Woche: Herr Prömel, was zeichnet einen Führungsspieler aus?
Grischa Prömel: „Das kann man ganz unterschiedlich interpretieren. Ein Führungsspieler ist jemand, der Verantwortung übernimmt und sich in den Dienst der Mannschaft stellt. Es gehört dazu, nicht nur auf die eigene Leistung zu schauen, sondern in der Kabine auch das Gespräch mit den Teamkollegen zu suchen.“

Beruht die Rolle mehr auf Erfahrung oder ist es eine Frage des Charakters?
Prömel: „Eine gewisse persönliche Reife spielt sicher eine Rolle. Ich durfte in meiner Karriere bislang mit vielen großartigen Spielern zusammenspielen, von denen ich lernen konnte. Ein Stück weit liegt es aber auch an meiner Position im Mittelfeld. Dort ist man gewissermaßen das Herz der Mannschaft, hat viele Aufgaben auf dem Rasen und muss lautstark sein.“

Hoffenheims Absturz begann mit Ihrer Verletzung, wurde damit etwas ausgelöst?
Prömel: „Unsere Schwächephase nur an meiner Person festzumachen, wäre unangemessen. Der Fokus liegt jetzt erst einmal darauf, den Klassenerhalt in trockene Tücher zu packen. Dann werden wir uns zusammensetzen und alles analysieren.“

Kurzzeitig stand die Mannschaft auf dem letzten Tabellenplatz. Wie haben Sie die Situation wahrgenommen?
Prömel: „Das war keine leichte Phase für mich. Ich war in dieser Zeit noch viel mit der Reha beschäftigt und wollte so schnell wie möglich wieder zurückkommen. Für einen Profifußballer ist es am schlimmsten, auf der Tribüne zu sitzen und nicht eingreifen zu können. Mir war es trotzdem wichtig, während meiner Verletzung im Rahmen meiner Möglichkeiten mit anzupacken, Gespräche zu führen und den Jungs mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.“

Offenbar mit Erfolg …
Prömel: „Es steht ja außer Frage, dass wir hier eine Mannschaft haben, die viel Qualität hat. Aber es geht eben immer nur gemeinsam, wenn jeder verstanden hat, in welcher Situation wir sind. Und in dieser Phase geht es nicht ums Schönspielen. Deswegen geht es nur über harte Arbeit, denn in der Bundesliga bekommt man nichts geschenkt.“

Im Gegensatz zur TSG konnte sich Union abermals steigern. Frage an den ehemaligen Insider: Was macht Union besser?
Prömel: „Sie machen offensichtlich eine Menge richtig gut, sonst stünden sie nicht da oben. Sie verteidigen unglaublich gut. Aber es sind nicht nur die Jungs auf dem Platz. Es ist der ganze Verein, alle ziehen am gleichen Strang, vom Präsidenten über den Trainer, Manager bis zum letzten Mitarbeiter – alle leben Union und packen ihre Energie rein. So etwas wird belohnt.“

Und doch scheint besonders Urs Fischer der Erfolgsgarant zu sein?
Prömel: „Der Trainer spielt bei Union eine zentrale Rolle, keine Frage. Urs Fischer und sein Team sind sehr wichtig für den Verein, dessen sind sich in Berlin auch alle bewusst. Die Mannschaft weiß, wenn man dem Trainer vertraut, kann man erfolgreich sein. Man kann an jedem Wochenende beobachten, wie gut alles ausgetüftelt ist, aber da gehört das Zusammenspiel zwischen Trainer und Team dazu.“

Hat Fischer Sie persönlich besser gemacht?
Prömel: „Ich habe einen Großteil meiner Karriere mit ihm zusammengearbeitet und verdanke ihm unglaublich viel. Dank der vielen Videositzungen, Gespräche und täglichen Arbeit sehe ich den Fußball ähnlich wie er. Urs Fischer ist der Grund, dass ich dort bin, wo ich jetzt bin.“

Hätten Sie es für möglich gehalten, dass Union nochmal eine bessere Saison spielt?
Prömel: „Es ist ein kleines Wunder, das dann doch keines ist. Vor allem wenn man sieht, wie dort gearbeitet wird. Ich freue mich persönlich sehr über die Entwicklung bei Union, da ich immer noch eine enge Verbindung zu diesem Verein spüre und viele Freunde dort habe.“

Sollte Union die Champions League erreichen, wird es heißen: Das ist nun wirklich nicht mehr zu toppen. Was entgegnen Sie?
Prömel: „Mein Fokus liegt aktuell vor allem auf unserer Mannschaft und dem großen, gemeinsamen Ziel Klassenerhalt. Zumal wir ja auch noch gegen Union spielen und diese Partie zu Hause unbedingt gewinnen wollen.“

Interview: Alex Heinen / Titelfoto: Matze Koch

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