Auf dem Gaspedal zum Titel: Sparta ist Berliner Meister

Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte krönt sich Sparta Lichtenberg zum Hauptstadt-Meister und löst mit einem 7:0-Kantersieg das Oberliga-Ticket. Kostic & Co. feierten den Triumph aber anders als die Bayern.

Die Szenen kennt man aus der Bundesliga. Wenn Spieler (des FC Bayern mit Riesen-Weißbiergläsern nach der nächsten Meisterschaft) Jagd machen auf den Trainer, um ihm den Inhalt über den Kopf zu schütten. Könnte dieses Jahr ausfallen. Beim SV Sparta Lichtenberg geht es da schon etwas nobler zu, da gab man sich nicht mit Gerstensaft zufrieden, da war viel Sekt im Spiel – und Dragan Kostic auf der Flucht. Anders als bei den Bayern gehört es bei den Lichtenbergern ja auch nicht gerade zur Routine, eine Meisterschaft zu feiern. Am Sonnabend aber war es so weit, mit einem in der Höhe nie erwarteten 7:0-Sieg beim TSV Mariendorf machte Sparta nach mehrmaligem knappen Scheitern endlich den Titel und den Aufstieg in die Oberliga perfekt.

Mariendorf hatte sich durchaus etwas vorgenommen, aber den Party-Crasher konnte man schließlich nicht geben. Dabei war dem Tabellenführer in der Anfangsphase die Angst anzumerken, an der Erwartungshaltung womöglich zu scheitern. Die besseren Chancen hatte zunächst der TSV. Sparta-Keeper Tim Erdmann vereitelte einen Freistoß von Pfannschmidt aufs kurze Eck (13.) und war nach einem Klassekonter über Rosner und Tutic erneut gegen den frei vor ihm auftauchenden Pfannschmidt mit einem Klassereflex auf dem Posten (31.).

Die Gastgeber waren zu dem Zeitpunkt bereits in Unterzahl, nachdem Graupner Touré nur mit einem Foul stoppen konnte. Cornils beorderte Krieger aus der Spitze auf die Graupner-Position, nahm Stüwe aus dem Spiel und zog Rosner in die Innenverteidigung zurück. Kurz danach klingelte es aber erstmals im TSV-Kasten, als Omid Saberdest eine Touré-Eingabe per Kopf zum 1:0 versenkte. Nach dem Seitenwechsel war der Sekundenzeiger noch nicht einmal herum, als Mohamed Touré mit einem Klasseschuss in den Dreiangel auf 2:0 stellte. Und als Saberdest mit seinem zweiten Treffer auf 3:0 erhöhte, war die Frage nach dem Sieger bereits geklärt. Man hätte nun gepflegte Langeweile erwarten können, doch Sparta hielt den Fuß auf dem Gaspedal, während sich die Mariendorfer ihrem Schicksal ergaben. „Wir wussten, dass Mariendorf jedem weh tun kann“, sagte der Meistertrainer Dragan Kostic, „aber nach dem 3:0 haben wir es cool runtergespielt.“

Kostic gelang die Flucht vor der Sektdusche später nur bedingt. Pitschnass stand er im Mariendorfer Stadion und genoss den Augenblick in der Sonne. „Das bedeutet mir eine Menge, das war ein echter Befreiungsschlag. Nach vorne waren wir in den letzten Jahren immer gut, in dieser Saison stand auch unsere Defensive wesentlich stabiler. Das war letztlich ausschlaggebend“, sagte Kostic. 115 Treffer wurden erzielt, nur 26 kassiert – und ein Spieltag steht ja noch an. Eine außergewöhnlich gute Bilanz. „Wir hätten gut und gern noch 20 Tore mehr machen können“, sagte der Vereinspräsident Werner Natalis, der ebenfalls vor Glück nur so strahlte. Jetzt beginnen die Gespräche mit den Spielern über die neue Saison in der höheren Spielklasse. „Ich gehe davon aus, dass alle bleiben“, sagt Kostic.

Text und Titelfoto: Bernd Karkossa

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