Ein (un)klarer Fall: Wann entscheidet sich das Schicksal von Hertha 06?

Der insolvente CFC Hertha 06 ist dem Untergang geweiht. Zum zweiten Mal in Folge darf die Oberliga-Mannschaft an diesem Wochenende nicht spielen. Es spricht einiges dafür, dass der NOFV in der kommenden Woche den Zwangsabstieg verkündet. Und das wäre noch nicht mal das Schlimmste.

Das Ende ist nicht mehr weit. Der traditionsreiche CFC Hertha 06 – vor 118 Jahren als Charlottenburger FC Vorwärts gegründet – ist dem Untergang geweiht und könnte nicht einfach nur aus der Oberliga absteigen, sondern sogar komplett von der Landkarte verschwinden. Und zwar sehr bald. Schon vor Wochen hatte die FuWo erstmals über das Insolvenzthema bei den Grün-Weiß-Roten berichtet, das laut Spielordnung vom Nord­ostdeutschen Fußball-Verband (NOFV) den Abstieg als unumgängliche Konsequenz nach sich zu ziehen habe. „Eigentlich ist es ein klarer Fall“, sagt auch NOFV-Geschäftsführer Till Dahlitz gegenüber der FuWo. Und trotzdem ist er offenbar unklar genug, dass die Vollstreckung dieser Conclusio bis heute auf sich warten lässt.

Feststeht, dass der Verein nach dem Amtsgericht Charlottenburg als aufgelöst gilt. Und aufgrund der unübersichtlichen fiskalischen Situation an der Brahestraße hatte der NOFV vor einer Woche bereits das Liga-Spiel zwischen Hertha und TeBe abgesagt. An diesem Wochenende darf die Mannschaft von Trainer Tuurjalaj Zazai nun auch gegen Mahlsdorf nicht antreten. Und mehr noch: Auch die Futsal-Mannschaft in der NOFV-Regionalliga muss pausieren, der Berliner Fußball-Verband (BFV) hat sogar alle Spiele des Vereins abgesagt. „Im Moment gibt es uns nicht mehr“, sagte Herthas Jugendleiter Haldun Öztek unter der Woche dem „RBB“ und dachte dabei vor allem an die vielen Kinder unter den etwa 700 Klubmitgliedern. „Wenn es bei der Löschung des Vereins bleibt, wäre das ein Desaster.“

NOFV-Leiter Dahlitz aber hat wenig Hoffnung, dass es anders kommt. Sein Wunsch war es, dass Hertha die Saison trotz drohenden Zwangsabstiegs in Form von Pflichtfreundschaftsspielen zu Ende spielen würde. Nun aber spricht einiges dafür, dass der 2:1-Sieg gegen Sparta am 4. Februar der vorerst letzte Auftritt vom CFC Hertha 06 gewesen ist. Der NOFV zumindest hat alle „verbandsrechtlichen Maßnahmen vorbereitet“ (Dahlitz), ist aber auch auf die Kooperation der Klubverantwortlichen angewiesen. Spätestens bis zum kommenden Freitag, 23. Februar, will der Verband das letzte Wort gesprochen und ein Urteil verkündet haben. Es läuft alles darauf hinaus, dass Herthas 15 Spiele annulliert werden und die Tabelle bereinigt werden muss. Und wenn es ganz schlecht läuft, hat Berlin dann sogar einen kompletten, 118 Jahre alten Fußballverein weniger.

Text: Steven Wiesner / Titelfoto: Hauptstadtbolzer

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