„Dann wäre das kaum zu überbieten“: Sven Michel spricht über das Duell mit Union

Mit dem 1. FC Union stürmte Sven Michel in der vergangenen Saison in die Champions League, nun trifft der 33-jährige Stürmer die Eisernen mit dem FC Augsburg wieder. Im FuWo-Interview spricht er über die schönsten Momente in Köpenick, seine frustrierende Situation und ein mögliches Tor gegen seinen Ex-Klub.

Bei jedem seiner 44 Einsätze zwischen Februar 2022 und Mai 2023 für den 1. FC Union (davor u. a. SC Paderborn, Energie Cottbus, Sportfreunde Siegen) haute sich Sven Michel (33) voll rein und stellte mit insgesamt neun Toren und drei Vorlagen seine Stürmer-Qualitäten mehrfach unter Beweis. Weil der 1,77 Meter große Linksfuß bei den Köpenickern trotzdem nicht über den Status eines Ergänzungsspielers hinauskam, entschied sich der bullige Offensivspieler im vergangenen Sommer für einen Wechsel zum Ligakonkurrenten FC Augsburg, der am Freitag in der heimischen WWK-Arena (Anstoß 20.30 Uhr) mit einem Sieg gegen ebenjene Unioner seine überraschend gute Platzierung nach Möglichkeit weiter festigen will.

Fußball-Woche: Herr Michel, Ihren Abschied von Union haben Sie mit dem Wunsch nach mehr Spielzeit begründet. Beim FC Augsburg kommen Sie mittlerweile auch nur noch sporadisch zum Einsatz. Steht im Sommer ein erneuter Wechsel bevor?
Sven Michel: „Damit befasse ich mich momentan gar nicht. Meine Frau und ich fühlen uns hier sehr wohl, Stand jetzt würde ich meinen Vertrag gerne erfüllen.“

Wie erklärt Ihnen Trainer Jess Thorup, dass es momentan für mehr nicht reicht?
Michel: „Ich habe mit ihm schon darüber gesprochen. In den ersten drei Spielen unter ihm stand ich in der Startelf, da haben wir sieben Punkte geholt. Danach hat er die Formation etwas angepasst, so hatte er es mir gegenüber begründet. Seitdem wurde meine Spielzeit weniger.“

Wie gehen Sie mit der Situation um?
Michel: „Teilweise ist es frustrierend, zumal es Spiele gab, in denen ich meiner Ansicht nach mehr Spielzeit hätte bekommen können. Sportlicher Ehrgeiz gehört natürlich auch dazu, ich möchte mich anbieten, denn wenn ich im Training nachlasse, werden meine Chancen sicher nicht größer.“

Sie werden im Sommer 34 Jahre alt. Wie lange wollen Sie im Profi-Zirkus noch mitmischen?
Michel: „Ich fühle mich gut. In meiner Karriere hatte ich wenig Verletzungen, auch momentan komme ich gut durch die Saison. Ich würde sagen: Solange ich Lust habe und mein Körper mitmacht.“

Verfolgen Sie den Weg Ihrer Ex-Vereine?
Michel: „Ich verfolge das teilweise sehr genau. In der letzten Saison war ich sogar bei den Aufstiegsspielen von Energie Cottbus, das war schon traurig, dass sie es nicht gepackt haben. Dass sich Union zu Beginn der Saison so schwergetan hat, fand ich auch hart, aber mittlerweile sieht es ja ganz gut aus.“

Wäre ein Wechsel in die 2. Liga eine Option?
Michel: „Für mich ist überhaupt nichts ausgeschlossen, aber ich glaube fest daran, dass ich nächste Saison noch in Augsburg sein werde. Danach bin ich vertragslos und dann schauen wir mal.“

Aktuell steht der FC Augsburg so gut da wie lange nicht, sogar ein internationaler Startplatz scheint möglich. Darf geträumt werden oder ist das Wort Europa tabu?
Michel: „Das hat nichts mit einem Tabu zu tun, bis dahin ist es allerdings noch ein sehr langer Weg. Gegen eine mögliche Qualifikation würde sich hier bestimmt niemand sträuben, aber für uns steht in erster Linie das nächste Spiel im Fokus und wir wollen weitere Punkte sammeln. Mal schauen, wofür es am Ende reicht.“

Mit Union haben Sie Europa-Erfahrung sammeln können. Die schönste Zeit Ihrer Karriere?
Michel: „Das war mit die schönste Zeit, würde ich sagen, wobei die Bundesligazeit mit Paderborn auch nicht schlecht war. Mit Union in Europa spielen zu können, das war allerdings etwas ganz Besonderes.“

Welcher Moment aus Ihrer Zeit bei Union wird Ihnen ewig in Erinnerung bleiben?
Michel: „Da sind einige: Mein Pass auf Rani Khedira im letzten Spiel gegen Bremen, der uns die Champions League gebracht hat. Oder auch das letzte Spiel der Gruppenphase in der Europa League, als ich das entscheidende 1:0 gemacht habe. Das sind Dinge, die für immer im Gedächtnis bleiben und auf die ich sehr stolz bin.“

Die Fans der Eisernen sind vermutlich so dankbar, dass Sie Ihnen am Freitag auch ein Gegentor verzeihen würden …
Michel: „Gegen seinen Ex-Verein zu spielen, das ist und bleibt immer etwas Besonderes. Sollte ich dann auch noch treffen, wäre das kaum zu überbieten.“

Eine unvergessliche Feier steht Ihnen wahrscheinlich am letzten Spieltag bevor, wenn der FCA in Leverkusen antritt und Bayer erstmals die Meisterschale überreicht bekommt. Wäre das kein Grund zur Freude?
Michel: „Da denke ich noch nicht wirklich dran, wobei ich mich wie viele Fußballfans in Deutschland durchaus freue, dass mal ein anderer Verein als die Bayern Meister wird. Eins kann ich aber versprechen: Wir werden dort auf jeden Fall alles geben!“

Interview: Alex Heinen / Titelfoto: Imago

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