Ahmet Sagat: Der Bogenschütze vom Schwarzen Meer

Der Berliner Ahmet Sagat feiert mit Samsunspor den Aufstieg in die türkische Süper Lig. Der 26-jährige Stürmer mit TeBe- und BAK-Vergangenheit berichtet von den ekstatischen Feierlichkeiten und einem besonderen Torjubel. 

Diese Partie wird Ahmet Sagat mit Sicherheit nie vergessen: Durch einen 4:1-Erfolg mit Samsunspor gegen Ankara Keciörengücü am 34. Spieltag der Saison 2022/23 in der zweiten türkischen Liga machte der in Berlin geborene Fußballer vor gut einer Woche den Aufstieg in die Süper Lig perfekt. „Die Fans sind hier einfach positiv verrückt, sie haben uns auf dem Platz auf Händen getragen und wollten uns die Klamotten vom Leib reißen“, berichtet der 26 Jahre alte Stürmer, der erst zu dieser Spielzeit innerhalb der zweiten Liga von Menemen FK in die Hafenstadt am Schwarzen Meer wechselte.

33.112 Zuschauer verfolgten die Partie, nach der die Meisterschaft perfekt war – und gleichzeitig die Rückkehr in die erste türkische Liga nach elf Jahren. „Der Verein spielte zwischenzeitlich sogar in der dritten Liga, stand kurz vor der Insolvenz und erst unter dem neuen Präsidenten ging es wieder bergauf“, berichtet Sagat, der bei Tennis Borussia das Fußball-ABC erlernte und später über die U19 und zweite Männermannschaft bei Dynamo Dresden den Sprung in den Herrenbereich schaffte. In der Regionalliga Nordost lief er von 2015 bis 2020 für Optik Rathenow, den Berliner AK, den FSV Luckenwalde und Babelsberg 03 auf. In 75 Spielen gelangen ihm dabei elf Tore und acht Vorlagen.

Nach zwei Spielzeiten bei den Babelsbergern, in denen er nicht über die Jokerrolle hinauskam, wechselte er in die Regionalliga Südwest zu Rot-Weiß Koblenz. Unter dem heutigen BFC-Dynamo-Trainer Heiner Backhaus folgte nach einer schwierigen Hinrunde eine ganz starke zweite Halbserie (acht Tore, sechs Vorlagen), mit der sich Sagat für höhere Aufgaben in der Türkei empfahl. Den Traum, in das Geburtsland seiner Eltern zu wechseln, hatte er schon lange. Mit der nötigen Trefferquote und dem passenden Angebot folgte der Schritt zu Menemen.

Mit 17 Treffern in 36 Spielen avancierte er beim späteren Absteiger schnell zum Leistungsträger und führte das Team sogar als Kapitän aufs Feld. „Ich habe mich nicht nur sportlich, sondern auch charakterlich weiterentwickelt und eine Führungsrolle übernommen“, sagt Sagat, der seine Treffer oft mit dem „Bogenschützenjubel“, in Anlehnung an den ehemaligen Bundesliga-Profi Mladen Petric (Hamburger SV, Borussia Dortmund), feiert und das zu seinem Markenzeichen gemacht hat.

Selbst Traditionsverein und Erstligist Besiktas Istanbul zeigte Interesse am technisch versierten Kicker mit der Rückennummer neun, der sich der eigenen Ansicht nach in den letzten zwei Jahren zu einem echten Zentrumsstürmer entwickelt hat. Letztlich klappte es mit einem Wechsel zu Samsunspor, wo er noch zwei Jahre Vertrag hat und in dieser Saison bei 25 Punktspiel-Einsätzen bislang sechs Tore und drei Vorlagen zum Aufstieg beisteuern konnte. „Meine letzten zwei Jahre haben gezeigt, wie schnell es im Fußball gehen kann“, gibt sich Sagat, zu dessen Teamkollegen der ebenfalls in Berlin geborene Cihan Kahraman (unter anderem 1. FC Union, Berliner AK und Hertha BSC II) gehört, mit Blick auf die Zukunft gelassen – zumal die Kader in der Türkei in der Regel deutlich später zusammengestellt werden als in Deutschland.

Zunächst will Sagat den aktuellen Erfolg genießen und freut sich auf die Übergabe des Meisterpokals, wenn die Feierlichkeiten in der Schwarz-Meer-Metropole ihren Höhepunkt finden werden. „Erst danach werde ich realisieren, was wir erreicht haben.“ 

Text: Mirko Jablonowski / Titelfoto: Samsunspor

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