Von durchwatschelnden Pinguinen und Eichen mit Punktabzug: Diese Entscheidungen fallen am letzten Spieltag

Drama pur am letzten Spieltag: In allen Berliner Spielklassen stehen vor dem Saisonfinale am Wochenende noch Entscheidungen aus. Die FuWo gibt einen Überblick, wo es besonders spannend zur zur Sache gehen könnte.

NOFV-Oberliga Nord
Am Sonnabend steigt der Aufstieg-Showdown der beiden Schwergewichte an der Tabellenspitze im Fernduell. Hertha 03 oder Lichtenberg – wer schafft den Sprung in die Regionalliga? Die besseren Karten haben die Zehlendorfer. Hertha liegt aktuell einen Zähler vor Lichtenberg auf der Pole Position und wäre mit einem Sieg beim Tabellenzehnten Optik Rathenow durch. 47 muss seine Hausaufgaben parallel gegen die TSG Neustrelitz im Hans-Zoschke-Stadion erledigen und auf einen Patzer von Hertha hoffen. Ohne Frage: Verdient hätten den Aufstieg beide. Keiner der beiden Liga-Dominatoren hat bis hierhin nachgelassen. Während für 47 ein Aufstieg die unmittelbare Rückkehr in die vierthöchste Spielklasse bedeuten würde, würde in Zehlendorf eine 26-jährige Durststrecke enden. Letztmals spielten die Südwestberliner 1998 in der Regionalliga.

Untern darf derweil der Rostocker FC noch hoffen. Die Rostocker sind am Wochenende spielfrei, von unten kommen aber aus den Verbandsligen nur vier statt sechs Aufsteiger in Nord- und Südstaffel der Oberliga hoch. Neben den aufstiegsberechtigten Vereinen aus Mecklenburg-Vorpommern verzichten auch die ersten drei der Sachsenliga auf den Aufstieg.

Berlin-Liga

Das Abstiegsdrama in Berlins höchster Spielklasse hat sich fast filmreif auf den letzten Spieltag zugespitzt. Im Blickpunkt stehen der TSV Rudow als Berlin-Liga-Urgestein und der 1. FC Wilmersdorf. Beide machen am Sonntag den dritten Absteiger im Fernduell wohl unter sich aus. Der SV Empor ist ebenfalls noch nicht sicher durch, sollte sich am Sonnabend gegen das schon abgestiegene Schlusslicht Stern Britz aber eher keine Blöße geben. Also Rudow oder Wilmersdorf, einen wird es aller Wahrscheinlichkeit nach erwischen. Beide haben 40 Punkte, das um vier Tore bessere Torverhältnis hat aktuell der TSV. In Sachen Anspruch nehmen sich die Aufgaben der Abstiegskonkurrenten nicht allzu viel.

Wilmersdorf empfängt zu Hause die starken Spandauer Kickers, während Rudow zum SD Croatia muss. Punktemäßig liegen Croatia und Rudow nicht weit entfernt, pikanterweise trifft Rudow-Coach Marco Wilke im Friedrich-Ebert-Stadion aber auch auf seine eigene Vergangenheit. Bis 2019 coachte er Croatia selbst viele Jahre, schaffte unter anderem den Aufstieg in die Berlin-Liga 2015. Der emotionale Faktor ist am Sonntag also nicht zu unterschätzen. Am Ende könnte ausgerechnet Wilkes Ex-Klub den ehemaligen Chef ins Tal der Tränen stoßen …

Landesliga

In der 2. Abteilung stehen oben und unten noch Entscheidungen aus. Besonders brisant: Im Keller kommt es am Sonntag zum direkten Showdown zwischen Berolina Mitte und dem FC Spandau 06 an der Kleinen Hamburger Straße. Bero und Spandau sind punktgleich (29), das bessere Torverhältnis haben die Blau-Weißen. Spandau muss also gewinnen, während Mitte auch ein Remis reicht, um den Gang in die Bezirksliga abzuwenden. Spannung dürfte hier garantiert sein.

Oben könnte Polar Pinguin den letzten Schritt in Richtung Berlin-Liga gehen – und damit etwas Historisches schaffen. Für die Pinguine wäre es ein Durchwatscheln im Rekordtempo in Berlins höchste Spielklasse. Seit 2015 nimmt die ehemalige Freizeit-Truppe erstmal im regulären Spielbetrieb Teil, jetzt winkt der ganz große Wurf. Ein Punkt bei der Zweiten von Stern 1900 ist dazu noch nötig.

Eine Niederlage in Steglitz würde wiederum den Friedenauer TSC auf den Plan rufen, der drei Punkte hinter den Pinguinen auf Platz drei steht und das bessere Torverhältnis hat. Ein Friedenau-Sieg beim FC Internationale (11. 30 Uhr) würde den Druck auf die Pinguine (14 Uhr) zumindest erhöhen. Verliert der TSC aber oder spielt er nur unentschieden, könnte Polar schon vor Anpfiff jubeln.

Bezirksliga

Es sieht schlecht aus für den TSV Lichtenberg nach der 3:6-Pleite gegen Viktorias Zweite im Nachholspiel vom Donnerstag. Doch ganz entschieden ist der Abstiegskampf in der 2. Abteilung der Bezirksliga tatsächlich noch nicht. Lichtenbergs Konkurrenten, Rotation Prenzlauer Berg und der Adlershofer BC, treffen am Sonnabend zunächst im direkten Duell an der Dunckerstraße aufeinander. Mit einem Unentschieden wären beide wohl beide gerettet, es sei denn der TSV zieht am Sonntag mit einem utopisch hohen Sieg bei Anadoluspor nach. Dem TSV bleibt also realistisch betrachtet nur das Daumendrücken für den ABC übrig. Bei einem Heimsieg von Rotation wäre alle Hoffnung für den TSV ohnehin umsonst – dann würde auch ein Sieg in Kreuzberg nichts mehr bringen, egal in welcher Höhe.

Dann wäre da noch die Sache mit dem Quotientenplatz. Die SG Blankenburg ist zu 99,9 % gerettet, könnte aber theoretisch noch von der Zweitvertretung der Spandauer Kickers als bester Tabellen-14. im Quervergleich aller Abteilungen abgelöst werden. Dazu müssten die Spandauer beim Meister BSV 92 aberwitzig hoch gewinnen, während die SG gleichzeitig eine entsprechend deftige Pleite zu Hause gegen den 1. FC Schöneberg kassiert. Ein kaum vorstellbares Szenario.

Kreisliga A

Hinsichtlich der Aufsteiger herrscht in der neunten Liga Klarheit. Auch die beiden Quotientenabsteiger stehen mit dem Wartenberger SV und Hürriyet Burgund (unabhängig von der Wertung des zuletzt abgebrochenen Spiel beim 1. FC Lübars II) schon fest. Im Abstiegskampf der 3. Abteilung steht aber noch eine Entscheidung aus.

Polar Pinguin II hat hier aktuell schlechte Karten und müsste am Sonntag beim Meister Sport-Union punkten, um dem Gang in die Kreisliga B noch zu entgehen. Die Reserve vom BSC Rehberge sollte ihrerseits die Partie beim FC Liria II dennoch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Dramen am letzten Spieltag hat es immer gegeben. Nicht ausgeschlossen also, dass plötzlich auch nochmal die „Rehe“ in den Strudel nach unten gerissen werden.

Kreisliga B
Drama pur in der 2. Abteilung. Am Sonntag treffen die Zweite vom ASV Berlin (aktuell einen Platz über dem Strich) und Eiche Köpenick (auf Quotienten-Abstiegsplatz 14) direkt aufeinander. Gewinnt Eiche beim ASV, bleiben die Köpenicker über das bessere Torverhältnis in der Liga. Den Moabitern hingegen reicht ein Unentschieden zum Klassenerhalt. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich Eiche immer noch im Abstiegskampf befindet, aber aus einem ganz anderen Grund.

Den Köpenickern wurden bereits sechs Punkte abgezogen, weil zu zwei Bemessungszeiträumen innerhalb der Saison jeweils zu wenig Schiedsrichter gemeldet haben. Wäre man der in der Spielordnung verankerten Pflicht nachgekommen, hätte man die Sorge vor dem Abstieg in die elfte Liga wahrscheinlich gar nicht mehr. Stand jetzt hat Eiche den schlechtesten Punkte-pro-Partie-Wert aller B-Ligisten (0,56). Den zweitschlechtesten Wert teilen sich der SFC Friedrichshain III und der FC Al-Kauthar (jeweils 0,81). Zwei der fünf Tabellen-14. werden letztlich in die Kreisliga C absteigen müssen.

Text: Julian Städing / Titelfoto: Torsten Schüler

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