Berlins einziges Beach-Soccer-Team spielt für Hertha BSC – und hat auch Titelchancen. Für die Sandfußballer spielen sogar Nationalspieler.
Endlich wieder ein Meistertitel wie 1931, das ist der Traum der Hertha und ihrer Anhänger. Zumindest im Sand könnte das bald realistisch sein für Hertha BSC. Die vier Spieler treten einen leichteren Ball, vollführen in dreimal zwölf Minuten am liebsten Fallrückzieher auf weichem Untergrund: Die Rede ist vom Beach Soccer, der nicht nur am Strand von Brasilien gespielt wird. Die Chancen, es ohne Gras unter den Füßen nach ganz oben zu schaffen, stehen für die Beach-Fußballer Herthas in der Meisterschaftsrunde der Deutschen Beach Soccer-Liga 2023 so gut wie selten zuvor.
Die Sandfußballabteilung der Alten Dame, 2016 gegründet, ist aktuell im 11er-Feld der Beach Soccer-Liga des DFB zu Hause. Hier liegt ein Trio punktgleich an der Spitze. Die Blau-Weißen müssen sich momentan nur wegen der schlechteren Tordifferenz mit Rang drei arrangieren. Davor: die Bavaria Beach Bazis und Vizemeister Real Münster. Noch sind erst zwei von vier Turnieren gespielt. Die Herthaner um ihren Spielertrainer und Nationalspieler Tim Engelhardt (27) starteten die Serie im Mai eher gemächlich mit zwei knappen Siegen und einer Niederlage, fügten Favorit Rostock aber am 25. Juni im hessischen Korbach eine 9:5-Niederlage zu. Gegen die Golden Goalers Korbach wurde es noch klarer (11:1).
Bis zu den begehrten Ansetzungen beim Final Four (19./20. August) in Warnemünde ist noch etwas Zeit. Die wird von den Berlinern im brandenburgischen Velten fürs Training genutzt. „Zwei bis dreimal sind wir pro Woche auf dem Court, was für manche schon etwas aufwendig ist, denn eine Mehrheit unserer Spieler wohnt und arbeitet in Berlin“, sagt Max Niebel.
Der Nationalspieler ist so etwas wie das Sprachrohr der Sandkicker, spielt zusätzlich beim 1. FC Lübars in der Bezirksliga. Im klassischen Vereinsfußball seien die Hälfte der Spieler zusätzlich aktiv. Die Spielmöglichkeit auf dem benötigten Untergrund sei in Brandenburg einfach besser und preisgünstiger. Dass in Berlin die Betreiber lieber auf drei Feldern Beachvolleyball anbieten als ein Beach-Soccer-Feld abzustecken, kann man sich denken. „Wir haben aus unserem Etat, der von Hertha BSC aufgefüllt wird, mit der Stadt Velten eine akzeptable Gebühr ausgehandelt. Dass wir künftig den Aufwand durch einen zentraler gelegenen Platz gern geringer halten würden, kann man verstehen“, sagt Niebel.
Man habe durch die Coronazeit sportlich mehr zu leiden gehabt als andere. „An Training auf Sand und auch Teambuilding war ewig nicht zu denken“, fasst Niebel die dunkle Zeit zusammen. Die meisten der etwa elf bis zwölf Spieler blieben aber dabei. Alle gucken nun wieder hoffnungsvoll nach vorn und suchen Verstärkung. An Spielern ist jeder Typ gefragt, wenn die technische Voraussetzung stimmt. „Extra Fähigkeiten muss der Torwart bei uns haben, denn bei nur vier Mitspielern fällt ihm auch die Rolle der treibenden Kraft zu“, erklärt Niebel. Bei Hertha ist es Andy „Bobby“ Poburski, der den Kasten hütet. Er gehört ebenfalls zum erweiterten Natio-Kreis.
An den ersten Spieltagen treten die elf Mannschaften Jeder-gegen-Jeden an. Die besten Acht suchen beim dritten Event vier Teams für das Final Four in Warnemünde, das in zwei Halbfinals und einem Endspiel den Champion ermittelt. Favoriten sind Vorjahressieger Beach Royals Düsseldorf und die nun schon mal von Hertha besiegten Rostocker Robben. Die sind mit drei Titeln der Deutsche Rekordmeister. Bisher beste Platzierung der Herthaner: ein 3. Platz. Etwa 100 bis 200 Zuschauer standen bisher am Spielfeldrand. Das wird beim Topevent über zwei Tage im August anders. „Bis zu 1000 Besucher werden auf den Tribünen sein“, ist sich Max Niebel sicher. Sich unter die Top Four zu mischen, sei realistisch. Eine wichtige Rolle wird dabei sicher Matthias Baasch spielen, der den Ball bisher am häufigsten versenkt hat.
Der DFB gibt auf seiner Internetpräsenz Infos über die Regeln und die Spieltagshighlights kann man im DFB-TV sehen. Hertha BSC Beachsoccer zeigt sich zudem auf den Social Media-Plattformen – und präsentiert dort ja vielleicht auch bald mal einen ersten Titel.
Text: Frank Toebs / Fotos: Artur Schöneburg