„Wir möchten in den Dialog gehen“

Interview mit Matthias Auth, dem Leiter Gesundheitsmanagement der AOK Nordost

Seit November 2000, also inzwischen mehr als 20 Jahre, arbeitet der in Hanau geborene Hesse für die Gesundheitskasse. Von Februar 2014 bis November 2017 war Auth zudem Vizepräsident für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit des Berliner Fußball-Verbandes. Seit 2016 hat der frühere aktive Fußballer seinen Wohnsitz in Cottbus. FuWo-Chefredakteur Horst Bläsig sprach mit Auth über die im Oktober startende gemeinsame Initiative „Doppelpass für die Gesundheit“ von Fußball-Woche und AOK Nordost.


Herr Auth, die AOK Nordost war die erste sogenannte Krankenkasse, die sich als Gesundheitskasse bezeichnet hat. Was war damals der entscheidende Grund dafür?
Matthias Auth: „Das bedeutete eine klare Ausrichtung und Positionierung. Wenn man Krankenkasse hört, denkt man halt an Krankheit. Das große Ziel für uns als Krankenkasse, um bei dieser Begrifflichkeit zu bleiben, ist aber die Gesunderhaltung unserer Versicherten. Oder dass im Fall einer Erkrankung diese Krankheit durch Vertragspartner so behandelt wird, dass die betreffende Person möglichst schnell wieder gesund wird. Es ist ja schon lange her, dass der Begriff Gesundheitskasse als Name in unserem Titel, also ‚AOK – Die Gesundheitskasse‘, verankert ist. Und
man kann nur denjenigen sagen, die damals diese Entscheidung getroffen haben: Chapeau! Das ist genau der richtige Weg, die Gesundheit der Menschen und die ihrer Versorgung dienenden Aktivitäten in den Fokus zu stellen.“

Sportlern in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, Fußballern und FuWo-Lesern ist die AOK Nordost als Partner des Sports allgemein bekannt. Nun wissen wir alle, dass Sport, also Bewegung, gesundheitsfördernd ist. Was aber hat die AOK Nordost darüber hinaus bewogen, so eng mit dem Sport auf vielfältige Weise zu kooperieren, sei es mit den Profiklubs Hertha BSC und 1. FC Union, dem Frauen-Bundesligisten Turbine Potsdam, aber insbesondere das vielfältige Engagement im Breitensport?
Auth: „Grundsätzlich geht es um die Verbindung von Bewegung, Sport und Gesundheit. Unsere Erkenntnis ist beispielsweise, und da meine ich sowohl Amateur- als auch Profi-Fußballer und
Fußballerinnen, dass das Thema gesunde und ausgewogene Ernährung nicht immer ausreichend im Bewusstsein vorhanden ist. Das heißt, bei den aktiven Sportlerinnen und Sportlern gehört das Thema Ernährung genauso dazu wie die Regeneration. Es sind diese drei Facetten: Bewegung, Ernährung und Regeneration. Das würde ich jetzt für die gesamte aktive Sportfamilie so sehen.“


Und für die anderen?
Auth: „Es geht um die Vereine generell, d. h. unabhängig ob Profisport oder Breitensport. Nehmen wir zum Beispiel Turbine Potsdam. Mädchen suchen Vorbilder, wollen sich orientieren, wollen wissen, wohin ihre sportlichen Ambitionen sie führen können. Deshalb sind solche Kooperationen wie die mit Turbine so wichtig, um über Vorbilder Kinder zu erreichen. Das gehört zusammen: Was machen wir für die Aktiven und wie verbinden wir die Aktiven und ihre Vorbildfunktion mit den Kindern und Jugendlichen? Da sagen wir: Geht in den Fußball-Verein, schaut euch um, wo
es gemischte Mannschaften, wo es Mädchen-Teams gibt. Wir versuchen dann zum Beispiel am Tag des Mädchenfußballs interessierte Mädchen mit Turbine-Spielerinnen zusammenzubringen, damit die Vorbildfunktion zum Tragen kommt und die Kinder sich daran orientieren können. Der dritte Grund, warum wir uns im Sport engagieren, und da sind Union und Hertha gute Beispiele, ist, dass wir über die Vereine die Fans erreichen wollen.“


Für die nicht immer die gesunde Ernährung im Vordergrund steht…
Auth: „Wir wissen, und wir sind ja ein Stück weit alle auch Fans, dass zum Fan-Dasein die Stadionbratwurst und das Bier gehören. Das wollen wir auch keinem vermiesen. Wir wollen vielmehr aufzeigen, dass es abseits von Bratwurst und Bier im Stadion wichtige Themen für die Gesundheit jedes Einzelnen gibt. Und das wollen wir gemeinsam mit den Vereinen realisieren. Dass wir
über die Leuchttürme des Sports, also die Profiklubs in dieser Stadt, die unter der ‚Initiative Sportmetropole Berlin‘ agieren, als drittes Standbein auch die Zuschauer erreichen. Aktive Sportler, Nachwuchs und Fans: Das ist die Basis, auf der wir unsere Angebote und Produkte mit kompetenter Beratung anbieten.“


Es geht also nicht um die Unterstützung des Profisports um seiner selbst willen, sondern darum, seine Strahlkraft zu nutzen, um die Menschen zu erreichen?
Auth: „Wir würden keinen Millionendeal eines Profifußballers finanzieren, sondern wir nutzen die Kommunikationskanäle der Vereine, um die Fans für das Thema Gesundheit zu sensibilisieren.“


Kommen wir zu den älteren Aktiven. Es gibt in Berlin einen Boom im Senioren-Bereich, sei es Ü32, Altliga, Ü50, Ü60 oder sogar Ü70. Welche Themen sind aus Sicht der Gesundheitskasse gerade in diesem Bereich wichtig?
Auth: „Es gibt nicht das eine Thema. Wir Menschen sind ganz unterschiedlich. Ich bin auch Ü50, habe aber vielleicht ganz andere gesundheitliche Wehwehchen als jemand, der auch Ü50 ist, aber nicht Matthias Auth heißt. Uns geht es darum, dass wir die Sportlerinnen und Sportler, egal in welchem Alter sie sind, bei der Gesunderhaltung in ihrer Individualität unterstützen. Das kann zum Beispiel die Frage der Vorsorgeuntersuchung sein. Wir wissen zum Beispiel, dass Männer nicht so die große Affinität haben, zur Krebsvorsorge zu gehen. Wir möchten aufzeigen, wie wichtig eine bestimmte Untersuchung ist, wie wichtig Behandlungsprogramme zu unterschiedlichen Erkrankungen sind. Wir wollen darstellen, wenn jemand beispielsweise an Diabetis oder an einer koronaren Herzkrankheit leidet, dass man trotzdem Sport machen kann, aber was ich beachten muss, wenn ich Sport treibe. Wie meine Ernährung aussehen sollte, wie ich, und das ist nicht oberlehrerhaft gemeint, Sport, Bewegung und Ernährung in Einklang bringen kann. Da wollen wir in der Individualität jedes Einzelnen aufzeigen, was es für Möglichkeiten
gibt, möchten wir in den Dialog mit den Versicherten gehen.“


Dem Dialog mit den Versicherten soll auch die gemeinsame Initiative von Fußball-Woche und AOK Nordost unter dem Motto „Doppelpass für die Gesundheit“ dienen…
Auth: „Mit unserer gemeinsamem Initiative wollen wir wie erwähnt den individuellen Bedarf in den Mittelpunkt rücken oder überhaupt erst wecken, wenn es um die eigene Gesundheit geht. Das ist die große Zielsetzung, die wir haben, und die wir nun gemeinsam mit der Fußball-Woche vertiefen möchten. Wo wir noch stärker darstellen wollen, was es neben der Basis Bewegung, Ernährung und Regeneration noch an weiteren Möglichkeiten gibt, gern noch bis ins hohe Alter auch Fußball zu betreiben und gesund zu bleiben. Gesundheit ist ein extrem individuelles Geschehen, das wir abbilden wollen. Ich würde mir deshalb wünschen, dass die Leserinnen und Leser der FuWo auch mal ihre Gedanken und ihre Bedarfe Ihnen als Redaktion und uns als AOK Nordost mitteilen. Wir wollen bei der Initiative sehr leserorientiert agieren, sind ja seit Jahren Partner. Unser wichtigstes Instrument ist die Förderung des Breitensports, beim Fußball eben des Amateurfußballs. Wir wollen die Fußballerinnen und Fußballer hinsichtlich ihres Bedarfs zum Thema Gesundheit gerne unterstützen, wollen unser Produktportfolio in der Individualität vorstellen. Ein Sportler bewegt sich, weil er Spaß an der Freude hat, weil er gewinnen will, weil er die dritte Halbzeit gut findet, das ist super, das wollen wir gar nicht verändern, aber wir wollen, dass er sich trotzdem mit der Gesundheit beschäftigt. Da geht es nicht um den Pferdekuss nach 90 Minuten, sondern um mehr.“


Zum Beispiel?
Auth: „Ein wichtiger Punkt: Wir reden, klar, über Fußballerinnen und Fußballer, aber wir reden in der Fortführung auch über Menschen, die diesem Fußballer nahe stehen, über Partner, Eltern, Familie insgesamt. Unser Einsatz ist da weitreichender, wirklich immer zu schauen, was kann ich für mich, aber was kann ich auch für meine Familie tun. Ich selbst war auch eher so ein Vorsorgemuffel, aber meine Frau hat mir irgendwann gesagt, ‚Du bist mir so wichtig, ich will noch viele Jahre oder Jahrzehnte mit Dir leben, geh‘ bitte zur Darmkrebsvorsorge, mach‘ Deinen Checkup‘. Das ist uns wichtig, aber nicht mit erhobenem Zeigefinger, das wäre so, als wenn man jemandem sagen würde: Du bist zu dick, du musst abnehmen. Das bringt nichts. Es muss ein Miteinander sein. Und die Darstellung, da wiederhole ich mich gern, der Möglichkeiten, die es gibt, ist dabei unerlässlich. Das Repertoire an Themen ist riesig. Verletzungsprävention gehört dazu, Tipps für die richtige Saisonvorbereitung in der Sommer- oder Winterpause ebenso. Da freuen wir uns, wenn wir gemeinsam mit der Fußball-Woche diese Themen bedienen und die Leserinnen und Leser tatsächlich unterstützen können.“

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